Volltext: Von Lüttich über Namur nach Maubeuge

26 wie wir die starke Feste Namur nieterzwangen. 
stellung zu erkunden. Hunderte von Gewehren überschütten ihn 
sofort mit einem Kugelregen. Auch die Schrapnells platzen davor, 
dahinter, darunter. Leider trifft kein Geschoß richtig. Unbeschädigt 
entkommt er mit seiner Meldung nach Namur. Es sollte ihm aber 
dennoch nichts nützen, wie die nächsten Tage lehrten, Dann ver¬ 
lassen wir wieder unsere so schön ausgebauten Stellungen, um bald 
zum letzten Sturm gegen Namur auszuholen, vorwärts müssen wir, 
vorwärts! „Lieb' Vaterland, magst ruhig sein," denkt ein jeder, 
nach dem, was wir bisher erlebten. 
In Marschkolonnen mit Spitze marschiert das Bataillon eins 
Schlucht entlang. Da — ein heftiges Feuer von oben, vom an¬ 
grenzenden Berg auf uns herab, vielleicht der letzte lviderstand. 
„Mit Gruppen rechts schwenkt, marsch, marsch!" dröhnt es durch 
die Luft. Mitten im Feuer stürmt das Bataillon den Berg mit 
großer Mühe. Falle, wer falle, heraus müssen wir. „Seitengewehr 
pflanzt auf!" schallt es jetzt. Die Hornisten blasen, und unaufhalt¬ 
sam brechen unsere Linien durch den Wald. „Hurra!" tönt es durch 
die Luft, und das kann der Feind nicht ertragen. Lr rückt aus. 
Niemand ist mehr da, der sich unseren Bajonetten stellt, aber von 
rechts, von links, von hinten schießen sie wieder. Weiter geht's mit 
erhöhter Aufmerksamkeit. Bald zeigte sich, daß sich viele Feinde tot 
stellten und dann von hinten meuchlerisch weiter schossen. Um diese 
Leute war's jetzt aber geschehen. Auch die Hände erhoben die Bel¬ 
gier, um sich zu ergeben, und wenn wir aus sie zukamen, ergriffen 
sie schnell das Gewehr, um weiter zu schießen. Tine Kugel war 
eigentlich zu schade für diese „Helden". 
Leichen lagen in Massen umher, Turkos, Franzosen, Belgier, 
fast nur Feinde zum Glück, meist mit entsetzlichen Artilleriever¬ 
letzungen. Und weiter ging der Vorstoß über Drahtverhaue mit 
nie geahnter Fixigkeit hinweg. Durch das letzte Dorf. „Schüsse aus 
diesem Hause!" schwirrt es durch die Luft. Die Fenster gingen in 
Stücke, und im nächsten Augenblick standen die Gardinen und 
Scheunen in Flammen. 
Aus war der Kampf, der Sieg unser! Wir standen aus der 
Straße von Namur. Die Zitadelle der Stadt zeigte die weiße Flagge. 
Inzwischen war die große Maasbrücke von der Besatzung gesprengt, 
gerade als ein Parlamentär daraus war; aber die Pioniere zeigten 
schnell, was sie vermochten. Leider verzögerte sich der Einzug noch 
einen ganzen Tag, teils dadurch, teils deswegen, weil die Zitadelle 
trotz der weißen Flagge noch weiter schoß, wir waren gezwungen, 
diese Burg erst ganz zum Schweigen zu bringen. Dann brauchten 
wir die weiße Flagge nicht mehr. 
Am Abend dieses denkwürdigen Tages, an dem wir uns erst
	        
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