Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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und köstlichen Schatz des Gotteshauses Obernberg unter dem 
Vorwände, sie sei zu schwer, umändern lassen, doch der 
damalige Pfleger, welcher für das alte Kunststück mehr Sinn 
hatte, widersetzte sich. Leider wurde dieses Vorhaben, welches 
diesmal noch glücklich scheiterte, 1724 ausgeführt. Weil die 
alte herrliche Monstranze ihrer Grösse wegen nicht mehr in den 
Tabernakel gestellt und herumgetragen werden konnte, liess 
man bei Florian Lautterer, Bürger und Goldschmid zu Passau, 
davon eine neuere kleinere und dazu auch sechs silberne Leuch¬ 
ter machen; es mussten noch 993 fl. 57 kr. 2 dl. darauf ge- 
zalt werden. 
Beim Pfarrgotteshaus Obernberg bestanden einst auch viele 
alte Stiftungen. 
In seiner letztwilligen Bestimmung ddo 10. August 1436 
verordnet Hans Kuchler zu Fridburg also: „Darnach schaffe 
ich zu der neuen Cappeln, zue negst der Gottes Leichnams 
Khürchen zu Obernberg gelegen, das Gut zu Wirting im Win¬ 
khel, da Hanns Grael ufgesessen mit allen Zugehören nichts 
ausgenohmen, das alles ledigs, freies aigen ist, in solcher Be¬ 
scheiden, dass ein jeder Pfarrer zu Obernberg mir und meinen 
Voruordern selligen darumben ein ewige Wochenmess alle 
Wochen an dem Erchtag halten soll, und darzue auch jährlichen 
einige der wertvollsten Stücke entfremdet worden. Nach dem Inventar 
ddo 7. März 17 89 waren an Silbergeräten nur mehr vorhanden: 
Eine neue silberne und vergoldete grosse Monstranze von Georg 
Keindl; eine alte dem Gotteshause gehörige Monstranze; 7 vergoldete Kelche 
— 2 zu den Beneficien —; ein silbernes Ciborium; zwei silberne Speiscapseln; 
silberne Kandel sammt Tassen; 2 Paar Kandel von Silber; ein grosses Cru- 
cifix sammt Kreuz und Postament von Silber; sechs grosse und zwei kleine 
Leuchter von Silber; zwei silberne Brustbilder von St. Florian und St. Aga¬ 
tha; eine grosse silberne Ampel; ein silbernes Rauchfass sammt Schiffei; 
eine silberne Monstranze zum Kreuzpartikel; ein silberbeschlagenes Mess¬ 
buch zum Gotteshaus gehörig. 
Wie wir oben bereits angedeutet haben, verlor das einst so reich 
ausgestattete Gotteshaus in Folge der Repunzirung und der Silbereinlösung 
während der französischen Kriege den letzten Rest seiner Silbergeräte bei¬ 
nahe gänzlich. 
An den Paramenten war die Kirche um 1790 schon so weit herabge¬ 
kommen, dass das Pfarramt beim Consistorium um Ueberlassung von Ge¬ 
räten aus gesperrten Kirchen ansuchen musste.
	        
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