Volltext: Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg am In. Erster Band. (Erster Band / 1875)

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Bauerschaft wieder im hellen Aufruhr, Dieser rebellische und 
protestantische Geist im benachbarten Oesterreich war nicht, 
wie wir bereits gesehen haben, ohne Rückwirkung auf das 
obernberger Gebiet und die angränzenden bairischen Lan- 
destheile und das um so mehr, als damals Baiern und Oester¬ 
reich noch durch keine natürliche Landesgränze geschieden 
waren. 
Zu den inneren Bedrängnissen kamen noch die äusseren 
Gefahren. Die Spannung der kirchlichen Parteien nam von 
Jahr zu Jahr immer zu, bis endlich 1608 durch die protestan¬ 
tischen Reichsfürsten ein Bündnis, die sogenannte Union, 
abgeschlossen wurde. Unterdessen hatte 1598 Herzog Wilhelm V. 
von Baiern, der für die Aufrechterhaltung der katholischen Re¬ 
ligion in Baiern mit ganzer Seele gearbeitet hatte, in die Hände 
seines Sohnes Maximilian die Regierung übergeben. Am 
19. Dec, 1600 kam der Herzog Max nach Altheim, um die 
Huldigung der Untertanen u. a. auch der zur Herrschaft Obern¬ 
berg gehörigen Hofmarken Merschwang und Neurating, entge- 
genzunemen. Der junge Herzog, selbst streng katholisch, liess 
sich auch die Bewahrung und Beförderung des katholischen 
Glaubens in Baiern eifrigst angelegen sein, er war die Säule 
des Katholicismus im deutschen Reiche. Herzog Max brachte 
ein Jahr nach dem Abschluss der protestantischen Union 
unter den katholischen Reichsständen, denen sich auch der 
Bischof Leopold von Passau anschloss, ein Gegenbündnis, die 
katholische Liga, zu Stande. So reifte die Frucht zu 
einem der traurigsten Religionskriege, welcher das weite deutsche 
Reich und insbesonders Baiern durch 30 Jahre mit unaussprech¬ 
lichem Elend erfüllte. 
Bischof Leopold warb eine für das Fürstentum Passau 
unerhörte Truppenmacht von 12.000 Mann unter dem Oberst 
Ramee, welche unter dem Namen des passauer Volkes 
bekannt ist und deren Andenken sich lange noch von ihren 
Raubzügen im Munde des Volkes erhielt. Die sogenannte pas- 
sauer Kunst verdankt dieser Soldateska ihren Ursprung. Auch 
die obderejisischen Rebellen bedienten sich derselben, verschluckten 
kleine, mit Zaubersprüchen beschriebene Zettel, in dem festen 
Glauben, sich dadurch kugelfest zu machen. Der Unterhalt 
dieses passauischen Kriegsvolkes kostete dem Bistume grosse
	        
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