Volltext: Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg am In. Erster Band. (Erster Band / 1875)

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Luther’s sehr verdächtig machten; derselbe wurde deshalb 1525 
auf die Anzeige seines Pfarrers, des Domherrn Berger, beim 
bischöflichen Gerichte zu Passau verhört und eingesperrt, jedoch 
nach drei Tagen wieder nach Waizenkirchen entlassen, nachdem 
er sich eidlich verpflichtet hatte, die Lehre Luthers nicht wieder 
vorzutragen. Weil aber Kayser seinen Grundsätzen nicht ent¬ 
sagen wollte, nebenbei aber Verfolgung und Strafe fürchtete, 
so floh er zu Luther nach Wittenberg, suchte und fand bald 
dessen Freundschaft. Nachrichten über das nahe Lebensende 
seines Vaters bewogen ihn, heimlich in seine Heimat zu reisen. 
Von dem Pfarrer zu Rab an passauische Beamte verraten, wurde 
Kayser verhaftet und auf die Feste Oberhaus gesetzt. Zehn 
Wochen lang schmachtete der Unglückliche im Gefängnisse ; 
Dr. Johannes Eck von Ingolstadt nach Passau berufen, konnte 
denselben nicht mehr auf andere Wege bringen; selbst die 
Martern der Folter waren an ihm verloren. Trotz der Ver¬ 
wendung vieler Fürsten und Plerren wurde doch Leonard Kayser 
am 17. Juli 1527 vor die offenen Schranken des Gerichtes ge¬ 
stellt, in welchem Herzog Ernst und der Weihbischof von 
Passau, der Propst von Suben, Dr. Eck und andere Standes¬ 
personen als Richter sassen. Während des Verhöres vom Herzog 
Ernst noch einmal aufgefordert, seine Irrtürner zu widerrufen, 
erwiderte Kayser, dass er alles widerrufen wolle, nur nicht 
das Wort Gottes; hierauf wurde er nach den Gesetzen der da* 
maligen Zeit als Ketzer zum Feuertode verurtheilt. Zuerst ent¬ 
setzte man ihn seiner priesterlichen Würde, riss ihm das Prie¬ 
stergewand vom Leibe, schor sein Haupt und setzte ihm ein 
zerfetztes Barret auf; so überlieferte man ihn dem Arme der 
Gerechtigkeit. Der bairische Landrichter zu Schärding hatte 
die Execution zu vollziehen. Am 16. August 1527 bestieg 
Leonard Kayser am sogenannten Gries ausserhalb der Stadt 
Schärding vor einer grossen Volksmenge heitern Antlitzes den 
Scheiterhaufen und starb betend in den Flammen. Ungeachtet 
dieser Strenge gegen die Bekenner der lutherischen Lehre musste 
Herzog Ernst zu seinem grossen Schmerze sehen, dass selbst 
sein eigener Domdechant Rupert von Moosheim vom 
alten Glauben abfiel. Er stellte Behauptungen auf, die eben 
so sehr von der katholischen, als von der evangelischen Lehre 
abwichen. Im Juli 1540 zu Hagenau vor ein geistliches Gericht
	        
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