Volltext: Der Wanderer zwischen beiden Welten

ine stürmische Vorfrühlingsnacht ging durch 
kriegswunden Laubwälder welsch- 
Lothringens, wo monatelanger Lisenhagel jeden 
Stamm gezeichnet und zerschroten hatte. Ich lag 
als Kriegsfreiwilliger wie hundert Nächte zuvor 
auf der granatenzerpflügtenWaldblöße als Horch- 
poften und sah mit windheißen Augen in das 
flackernde Helldunkel der Sturmnacht, durch die 
ruhlofe Scheinwerfer über deutsche und franzö¬ 
sische Schützengräben wanderten. Der Braus des 
Nachtfturms schwoll anbrandend über mich hin. 
8remde Stimmen füllten die zuckende Luft. Über 
Helmspitze und Gewehrlauf hin sang und pfiff 
es schneidend, schrill und klagend, und hoch über 
den feindlichen Heerhaufen, die sich lauernd 
im Dunkel gegenüberlagen, zogen mit messer¬ 
scharfem Schrei wandernde Graugänse nach 
Norden. 
Die verflackernde Lichtfülle schweifender Leucht¬ 
kugeln hellte wieder und wieder in jähem Über¬ 
fall die klumpigen Umrisse kauernder Gestalten 
auf, die in Mantel und Zeltbahn gehüllt gleich 
mir, eine Rette von Spähern, sich vor unseren 
Drahtverhauen in Lrdmulden und Kalkgruben 
schmiegten. Die Postenkette unsres schlesischen Re¬ 
giments zog sich vom Bois des Chevaliers hin¬ 
über zum Bois de Vßrines, und das wandernde 
Heer der wilden Gänse strich gespensterhaft über 
uns alle dahin. Ohne im Dunkel die ineinander- 
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