Volltext: Festschrift zum siebenhundertjährigen Stadt-Jubiläum in Braunau a. Inn

VI. 
Die Schicksale Braunau's vom Jahre 1779—1816. 
Eines in der Geschichte der Stadt Braunau wichtigsten historischen 
Ereignisse ist die infolge des Friedensschlusses zu Teschen am 13. 
Mai 1779 erfolgte Vereinigung des Innviertels mit Oesterreich, 
welche die Uebernahme des Innviertels aus der bisherigen bayrischen 
Landeshoheit in den Besitz Oesterreichs zur Folge hatte. 
Braunau befand sich als Stadt mit kurzer Unterbrechung 
500 Jahre lang unter bayrischem Szepter. Den bayrischen Herzogen 
und Kurfürsten muss an dieser Stelle das ehrenvolle Zeugnis aus¬ 
gestellt werden, dass sich dieselben um die Gründung, Erweiterung 
und Befestigung der Stadt Braunau in besonderer Weise verdient 
gemacht haben. Die vielen Freiheiten und Privilegien, die die 
Stadt im Laufe der Zeit erlangte, sind ein Beweis des besonderen 
Wohlwollens, welches die bayrischen Regenten der Stadt Braunau 
von jeher bewiesen haben. Dass die Stadt zu großem Wohlstand 
gelangte und dass dieselbe insbesonders zur Zeit des Ueberganges 
der Landeshoheit an Oesterreich sich einer großen Blüte erfreute, 
ist den bayrischen Herrschern zu danken, welche sich die Hebung 
und Förderung des Schulwesens, sowie des weitverzweigten Zunft¬ 
wesens, die Pflege des Gerichtswesens und der Verwaltung, die 
Förderung des Handels und des Verkehres, kurz die Pflege der 
religiösen und materiellen Interessen der Stadt in hohem Grade 
angelegen sein ließen. In besonders festlicher Weise wurde zu 
Braunau die Uebernahme des Landes begangen. Braunau war 
damals die volksreichste, gewerbetätigste und angesehenste Stadt 
des Innviertels. Der 29. Mai 1779, an welchem Tage die Landes- i 
Übernahme durch den Landeshauptmann Graf Thürheim als kaiser¬ 
licher Kommissär stattfand, sowie der 2. Juni 1779, an welchem 
die feierliche Huldigung durch die Landstände, nämlich den Prälaten¬ 
stand, der Ritterschaft, Deputationen der landesfürstlichen Städte 
und Märkte erfolgte, sind in der Geschichte der Stadt Braunau 
ewig denkwürdige Tage. Durch diesen feierlichen Akt ward das 
Innviertel mit seinem Grenzstrom in den mächtigen Bau der öster¬ 
reichischen Erbstaaten eingefügt und die Kornkammer des schönen 
Landes ob der Enns österreichisches Gebiet geworden. Bemerkens¬ 
wert ist der Zeitpunkt der Einreihung des Innviertels in das öster¬ 
reichische Ländergebiet. Kaiser Josef II. hatte damals auf allen 
Gebieten des öffentlichen Lebens seine Reformtätigkeit begonnen. 
Die josefinische Steuerregulierung, welche besonders in Ungarn 
großen Widerstand hervorrief, regte auch im Innviertel die Gemüter 
auf und veranlaßte die rnnviertler-Stände eine Petition um Auf¬ 
hebung der neuen Steuerregulierung zu überreichen. Gar manche Ver¬ 
änderungen brachte der WTechsel der Landeshoheit auch auf dem 
Gebiete der Rechtspflege mit sich. Braunau verlor die Pfleggerichts¬ 
barkeit von Julbaeh,
	        
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