Volltext: Geuter's Neuer illustrierter Führer für den Gardasee [212-213]

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Peschiera. 
schlosses, welches die Franzosen nach Niederwerfung der 
Markus-Republik als Pulverfabrik verwendet und das 
schliesslich die Oesterreicher auf Abbruch verkauft hatten. 
Von der in den See vorspringenden Landzunge, der Mar ca, 
schöne Fernsicht. 
Bei Fortsetzung der Dampferfahrt haben wir zur Rechten 
die langgestreckte Halbinsel S irmi o n e (S. 56) mit der gut er¬ 
haltenen Scaliger-Yeste, links bleibt das Dorf Pacengo 
mit einigen hübschen Villen, weiter oben Cola, das ebenfalls 
schöne Landhäuser aufzuweisen hat, liegen, und wir erreichen 
als Endstation am Ausfluss des Mincio aus dem See 
Peschiera (Gasth. : Albergo alla Torre; Tre Corone). 
Peschiera, das Arilica der Römer, welche hier wie in Riva 
eine nautische Schule errichtet hatten, dankt seinen heutigen, 
seit dem 9.t Jahrh. urkundlich belegten Namen jedenfalls dem 
bedeutenden Fischreichthum des Seeausflusses; namentlich die 
Aalflscherei soll hier früher in grossem Umfang betrieben 
worden sein. Schon seit Jahrhunderten ist der Ort befestigt. 
Bereits Marius (100 v. Chr.) dürfte, als er Verona gegen die 
Kimbern und Teutonen in Verteidigung setzte, auch die 
Ufer des Flusses bei Arilica befestigt haben. Zu Beginn des 
10. Jahrh. war das feste Peschiera angeblich der Zufluchtsort 
König Berengars I. Im 13. Jahrh. errichteten die Scaliger 
ein Castell, von dem indess nichts auf unsere Tage gekommen 
ist. Bis 1441 unterstand Peschiera der Herrschaft der Mark¬ 
grafen von Mantua, dann fiel es an Venedig, welches die 
Befestigungen ausdehnen und verstärken liess. Im Jahre 
1800 lagen die Franzosen vor der von den Oesterreichern 
verteidigten Festung. Am 31. Mai 1848 kamen die Piemontesen 
durch Capitulation in den Besitz der Festung, mussten sie 
aber schon am 14. August den Oesterreichern wieder über¬ 
geben, die nun und namentlich nach der Abtretung der 
Lombardei (1859) die Werk^ vervollständigten und erweiterten, 
sodass Peschiera ein ungemein fester Platz des sog. „Festungs¬ 
vierecks“ (Verona, Legnago, Mantua und Peschiera) wurde. 
Auch jetzt noch ist die durch 15 vorgeschobene Forts gedeckte 
Festung von Bedeutung. 
Der ganz von Mauern und Wällen umschlossene Ort 
(1500 Einw., 600 Mann Garnison) bietet ausser Kasernenbauten, 
der mit Bäumen bepflanzten Piazza Giardini und der 
Piazza d’A r m i kaum Bemerkenswerthes. 
Südöstlich von Peschiera liegen jene reizenden Hügelketten, 
zwischen denen sich die Schlachtfelder der blutigen Kämpfe von 
Sommacampagna und Custozza ausdehnen. Am 25. Juli 1848 schlug hier 
„Vater Radetzky“ die Piemontesen unter Karl Albert von Savoyen; 
am 24. Juni 1866 holten sich die Italiener unter Lamarmora abermals 
eine entscheidende Niederlage im Kampfe mit den von Erzherzog
	        
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