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Peschiera.
schlosses, welches die Franzosen nach Niederwerfung der
Markus-Republik als Pulverfabrik verwendet und das
schliesslich die Oesterreicher auf Abbruch verkauft hatten.
Von der in den See vorspringenden Landzunge, der Mar ca,
schöne Fernsicht.
Bei Fortsetzung der Dampferfahrt haben wir zur Rechten
die langgestreckte Halbinsel S irmi o n e (S. 56) mit der gut er¬
haltenen Scaliger-Yeste, links bleibt das Dorf Pacengo
mit einigen hübschen Villen, weiter oben Cola, das ebenfalls
schöne Landhäuser aufzuweisen hat, liegen, und wir erreichen
als Endstation am Ausfluss des Mincio aus dem See
Peschiera (Gasth. : Albergo alla Torre; Tre Corone).
Peschiera, das Arilica der Römer, welche hier wie in Riva
eine nautische Schule errichtet hatten, dankt seinen heutigen,
seit dem 9.t Jahrh. urkundlich belegten Namen jedenfalls dem
bedeutenden Fischreichthum des Seeausflusses; namentlich die
Aalflscherei soll hier früher in grossem Umfang betrieben
worden sein. Schon seit Jahrhunderten ist der Ort befestigt.
Bereits Marius (100 v. Chr.) dürfte, als er Verona gegen die
Kimbern und Teutonen in Verteidigung setzte, auch die
Ufer des Flusses bei Arilica befestigt haben. Zu Beginn des
10. Jahrh. war das feste Peschiera angeblich der Zufluchtsort
König Berengars I. Im 13. Jahrh. errichteten die Scaliger
ein Castell, von dem indess nichts auf unsere Tage gekommen
ist. Bis 1441 unterstand Peschiera der Herrschaft der Mark¬
grafen von Mantua, dann fiel es an Venedig, welches die
Befestigungen ausdehnen und verstärken liess. Im Jahre
1800 lagen die Franzosen vor der von den Oesterreichern
verteidigten Festung. Am 31. Mai 1848 kamen die Piemontesen
durch Capitulation in den Besitz der Festung, mussten sie
aber schon am 14. August den Oesterreichern wieder über¬
geben, die nun und namentlich nach der Abtretung der
Lombardei (1859) die Werk^ vervollständigten und erweiterten,
sodass Peschiera ein ungemein fester Platz des sog. „Festungs¬
vierecks“ (Verona, Legnago, Mantua und Peschiera) wurde.
Auch jetzt noch ist die durch 15 vorgeschobene Forts gedeckte
Festung von Bedeutung.
Der ganz von Mauern und Wällen umschlossene Ort
(1500 Einw., 600 Mann Garnison) bietet ausser Kasernenbauten,
der mit Bäumen bepflanzten Piazza Giardini und der
Piazza d’A r m i kaum Bemerkenswerthes.
Südöstlich von Peschiera liegen jene reizenden Hügelketten,
zwischen denen sich die Schlachtfelder der blutigen Kämpfe von
Sommacampagna und Custozza ausdehnen. Am 25. Juli 1848 schlug hier
„Vater Radetzky“ die Piemontesen unter Karl Albert von Savoyen;
am 24. Juni 1866 holten sich die Italiener unter Lamarmora abermals
eine entscheidende Niederlage im Kampfe mit den von Erzherzog