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Garda — Bardolino•
Garda, das auch der Geburtsort des aus der deutschen
Heldensage bekannten Waffenmeisters Dietrichs von Bern,
des Recken Hildebrand ist, bietet heute nur wenig Bemerkens-
werthes : einige Römersteine, zwei alterthümliche Thore und
in der dreischiffigen Marienkirche einige Altarbilder von
Palma dem Jüngeren, Tedeschi und Paglia ; hinter dem zweiten
Altar ein römischer Denkstein, dem Cajus Julius Euhemerus
gewidmet.
Von Garda führt östlich landeinwärts eine Strasse nach
Costermano (4 km; Wagen 1 L.), Station der Strassenbahn
Verona-Caprino. Südlich von Caprino und östlich von Coster¬
mano (6 km) liegt schon im Thal der Etsch das Dorf Eivoli, hei
welchem Napoleon Bonaparte am 14. und 15. Januar 1797 entscheidende
Siege über die Oesterreicher erfocht. Im Bau begriffen ist eine Bahn
Ver on a-Affi-Bardolino-Gar da.
Von Garda aus wird auch der Aufstieg zu einem der südlichen
Hauptgipfel des Baldo-Zuges, auf die
Punta del Telegrafo (2200 m), so genannt, weil Napoleon I. von
hier aus seinen in der lombardischen Ebene operierenden Truppen
mit einem optischen Telegraphen Zeichen geben liess, unternommen.
Eine fahrbare Strasse führt über Caprino nach Spiazzi (IB/2 km,
Albergo Zanotti). Von Spiazzi in 1 St. — auf der nach dem Etschthal
abfallenden Berglehne die berühmte Wallfahrtskapelle Madonna■ della
Corona — nach Eerrara di Montebaldo (826 m), von wo aus der
Gipfel des Telegrafo in 4 St. erreicht wird. Grossartige Aussicht
im Norden auf die Spitzen des Monte Baldo selbst, auf die hinter
und seitlich von jenen $ich erhebende Hochgebirgswelt des süd¬
lichen und mittleren Tirol und im Süden weit hinaus auf die
italienische Ebene bis hinüber zum Apeninn. Abstieg vom Telegrafo
nach der Westseite äusserst beschwerlich.
Das östliche Ufer des Gardasees verliert bei der Weiter¬
fahrt von Garda aus ganz erheblich an Reiz. Statt der Fels¬
wände des Baldo säumen niedrige, mit Wein- und Obst¬
pflanzungen bedeckte Moränenhügel das Ufer; hie und da
ragende gewaltige Cypressen sind fast das einzige Zeichen,
dass es südliches Land ist, an dem der Dampfer vorübereilt.
Der nächste Ort, der Marktflecken
Bardolino (950 Einwohner1); Gasth. : Speranza; Albergo
Bardolino) ist der Hauptstapelplatz der Veroneser Uferseite
und treibt bedeutenden Handel in Obst, das hier vorzüglich
gedeiht. Auch sein Wein hat einen guten Ruf.
Zahlreiche Römerfunde sind auch in Bardolino gemacht
worden, die meist in’s Museum zu Verona gewandert sind.
Noch interessanter war die Entdeckung vieler Ueberreste von
Pfahlbauten, deren Vorkommen überhaupt in der Südostbucht
des Sees längs der ganzen Küste bis Peschiera festgestellt ist.
i) Die Gemeinde zählt 2600 Einwohner.