Volltext: Der Gardasee und seine Umgebung [212-213, 7.Aufl]

Oarda. 
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Städtchen von heute vor alten Zeiten ein bedeutender 
und wichtiger Ort, in dem der Gaugraf seinen Sitz hatte 
und der dem alten Lacus Benacus seinen jetzigen Na¬ 
men gab (S. 14). Noch früher hatten schon die Römer 
den schützenden Hügel (294 m) im Süden des Ortes be¬ 
festigt, und als die Franken unter ihrem großen Kaiser 
Karl ins Land kamen, hat der hier eingesetzte Gaugraf 
wohl nur in Besitz genommen, was jene vor ihm er¬ 
richtet. In dieser Feste, der Rocca, hielt dann Markgraf 
Berengar II. die schöne Adelheid, die Witwe des von 
ihm vergifteten Lothars von Pavia gefangen,-weil sie sich 
weigerte, den Sohn des Gattenmörders zu heiraten. Einem 
treuen Priester aber gelang es, ihr zur Flucht zu ver¬ 
helfen und sie nach Canossa in Sicherheit zu bringen. 
Als Kaiser Otto I. 951 nach Italien zog, sah er Adelheid 
in Pavia und machte die so schmählich Behandelte im 
folgenden Jahre zu seiner Gemahlin. Kaiser Heinrich II. 
verlieh die Grafschaft Garda 1005 seinem treuen Va¬ 
sallen Tado; sie blieb unabhängig bis ins 12. Jahrh., bis 
Friedrich Barbarossa die von Turrisendo besetzte und 
verteidigte Rocca mit der Grafschaft 1163 an den Fürst¬ 
bischof Adalbert II. von Trient verlieh. 
Ein volles Jahr lag Friedrichs Heerbann erfolglos vor 
der starken Feste, die sich erst ergab, nachdem sie Turri¬ 
sendo als kaiserliches Lehen zugesagt worden war. Trotz 
dieses Versprechens ward sie nicht an jenen, sondern an 
des Kaisers Bruder, Pfalzgraf Otto, dann 1167 von neuem 
an Adalbert von Trient vergeben und erst 1179 gelangte 
Turrisendo wieder in ihren Besitz. Kaiser Heinrich IV. 
verkaufte die Rocca an die Veroneser, von denen sie 
Otto IV. für kurze Zeit wieder zurückerwarb. 1351 wurde 
Mastino II. della Scala durch Karl IV. mit ihr belehnt, 
und als zu Beginn des 15. Jahrh. Verona mit der Republik 
Venedig vereinigt wurde, pflanzte diese ihr Löwenbanner 
auf den Zinnen der Rocca auf. Um die Mitte des 16. 
Jahrh. wurde die Feste geschleift und der östliche höhere 
Gipfel des Berges (309 m) den Theatinern, dann Camal- 
dolensern überlassen, welche aus den Trümmern 1665 
ein Kloster, die Einsiedelei, (Eremo) errichteten, 
das jetzt noch besteht. 
Garda, das auch der Geburtsort des aus der deut¬ 
schen Heldensage bekannten Waffenmeisters Dietrichs 
von Bern, des Recken Hildebrand ist, ist heute ein un¬ 
sauberes und unruhiges Nest, das eigentlich aus einer 
einzigen langen Gasse besteht, und bietet nur wenig Be¬
	        
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