Volltext: Geuter's Neuer illustrirter Führer von Meran und Umgebung [41-42]

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Lana. 
fährt man mit der Bahn bis zur Stat. Lana-Burgstall, von dort 
zu Fuss in l/2 St. oder mit der Post nach Ober-Lana; mit 
Wagen entweder über den Marlinger Fahrweg und Tscherms 
oder in l3/4 St. über Forst-Marling und Tscherms. Eine 
elektrische Kleinbahn Meran-Untermais-Lana ist geplant. Von 
Lebenberg aus führt der Weg hinter dem Schlosse links, 
anfänglich ein wenig ansteigend, dann in allmählicher Senkung 
in 3/4 St. nach dem zunächst liegenden Ober-Lana (299 m), 
an der Mündung des im Südwesten sich öffnenden Ultenthales, 
dessen Wasserlauf, der Valschauerbach, hier von einer 
Brücke überquert wird. Vor letzterer vereinigt sich der Weg 
mit der Fahrstrasse, die von Meran (Marlinger Brücke) aus, 
Marling, Mitterterz und Baslan1) rechts lassend, durch die 
Ortschaft Tscherms in 1% St. hierherzieht. Vor der Brücke 
das Wirtshaus zum Weissen Rössl (vulgo Teiss), jenseit der¬ 
selben der Schwarze Adler, beide gelobt. — Am linken Ufer 
der Valschauer schaut von steil aufragendem Fels 
Schloss Braunsberg, eine ehemalige Veste der Grafen von 
Eppan, hinab ins Thal." Aufstieg auf steilem Wege 1/2 St. Von der 
Burg erzählt die Sage, dass einst die Burgherrin, Frau Jutta, aus Ver¬ 
zweiflung über die Nachstellungen ihres Schlossvogtes sich vom hohen 
Fels in die grausige Tiefe gestürzt habe und dabei — ein Beweis ihrer 
Unschuld — heil und unverletzt geblieben sei. Der gerade von einer 
Kreuzfahrt aus dem heiligen Lande heimkehrende Gemahl schloss die 
Unschuldige freudig bewegt in die Arme, indess der schurkige Vogt, 
von Gewissensbissen und Angst getrieben, sich selbst durch einen 
Sprung in die Schlucht den Tod gab. Noch heute sieht man um 
Mitternacht die ruhelose Seele des Falschen als blaue Flamme am 
Schlossfelsen auf- und niederschiessen und in den Wasserwirbeln des 
Baches verschwinden. In der Kapelle des Schlosses ist auf einem 
alten Gemälde mit erklärenden Versen dieser Sieg der Unschuld über 
die Tücke dargestellt. — Unterhalb der Burg öffnet sich die 
Gaul* 2), die Schlucht des Valschauerbaches, eine wildromantische 
Klamm, in der man dem linken Bachufer entlang bis zur Schwarzen 
Wand (Ruhebank) gelangt. — In 
Nieder - Lana schöne gotische Pfarrkirche mit freistehendem 
Turm und 13 m hohem gotischem Hochaltar, eine vorzügliche Leistung 
des Meraner Bildschnitzers Hans Schnatterpeck, eines Zeit¬ 
genossen und Rivalen des berühmten Michael Pacher, aus dem Beginn 
des 16. Jahrh. Südlich von Nieder-Lana ist auf der Höhe die Ruine 
der im 13. Jahrh. erbauten 
Burg Brandis (378 m), ein von einem Bergfried überragtes Fünf¬ 
eck, dem gleichnamigen Grafengeschlecht gehörig, sichtbar. Ein Teil 
der Burg stürzte 1807 ein, und ward unterhalb derselben das schöne 
Schloss Neu-Brandis aufgeführt. Auch die noch weiter südwärts 
über dem Weiler Ackpfeif aufragende 
Leonburg oder Lanaburg (558 m) gehört den Grafen von 
Brandis und stammt wie die vorige aus dem 13. Jahrh. Die nächst¬ 
folgende Höhe wird von der St. Hippolyt-Kirche (759 m) be¬ 
krönt und gewährt eine grossartige Rundschau auf das Etschland und 
seine Bergwelt. 
*) In der österreichischen Generalstabskarte: Basling. 
2) Die ebenfalls vorkommende Bezeichnung Gaul-Schlucht ist 
eine Tautologie, da in Gaul schon das romanische gula == Schlund, 
Schlucht enthalten ist.
	        
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