Volltext: Geuter's Neuer illustrirter Führer von Meran und Umgebung [41-42]

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Meran 
nach Saltaus, wo sie internirt wurden. Am 8. Januar 1814 
trafen zur Aufrechterhaltung der Euhe ein österreichischer 
Militärcommissär und einige Truppen in Meran ein; es war 
damit der Anfang zur Besitzergreifung von Tirol gemacht, 
das am 10. Juni 1814 endgiltig an Oesterreich zurückfiel. 
Die anfänglich erwartete und bereits eingeleitete Zurück¬ 
verweisung des Vinschgaues an das Bistum Chur kam jedoch 
nicht zu Stande, da auch die österreichische Begierung auf 
der Ausscheidung des tirolisch - vorarlbergischen Diöcesan- 
Anteils bestand. 
Am 80. Mai 1816 fand in Innsbruck zu Ehren des Kaisers 
Franz eine glänzende Huldigungsfeier statt, bei welcher Ge¬ 
legenheit Meran das unter der bairischen Herrschaft ver- 
äusserte und jetzt wieder zurückgekaufte Stammschloss Tirol 
dem Kaiser als Geschenk darbrachte. Mit den dreissiger Jahren 
unseres Jahrhunderts beginnt dann die Geschichte der Stadt 
Meran als Kurort. 
Schon in alten Zeiten war Meran als gesunder milder 
Ort bekannt, und 1564, als im Innthal eine böse Seuche 
wütete, wurden die kaiserlichen Prinzessinnen, Erzherzog 
Ferdinands Schwestern, auf Anraten der Aerzte für längere 
Zeit nach dem „ausgezeichnet Ort Meran“ gesandt. 1654 kam 
der Landesfürst Erzherzog Ferdinand Carl nebst grossem Ge¬ 
folge zur Heilung mancher Gebreste für längere Zeit hierher. 
Auch Klöster, Bischöfe und adelige Herren hatten in und bei 
Meran Ansitze, auf welchen sie vorwiegend die schönen Herbst¬ 
tage zubrachten, nicht zu vergessen des edlen Etschthaler 
Weines, den die Güter ihren Kellern lieferten. 
Trauben und Obst aus Meran waren ihrer Güte wegen 
berühmt, und ein Hofdekret vom Jahre 1702 bestimmt aus¬ 
drücklich, dass die Hofküche in Wien nur mit Meraner Obst 
und Trauben zu versehen sei. 
Abgesehen von diesen vereinzelten und weit zurück¬ 
liegenden Vorläufern kann indess erst seit Mitte der dreissiger 
Jahre des 19. Jahrh. von einem Kurwesen in Meran gesprochen 
werden; allerdings waren die Ansprüche auf Comfort und 
Verkehrsmittel, welche damals an den Kurort zu stellen waren, 
im Vergleich mit heute, ungemein bescheiden. Promenaden 
gab es wenige oder keine, und die Unterhaltungen bestanden 
aus einigen sehr einfachen Bürgerbällen. Die herrliche Um¬ 
gebung, der eigenartige Zauber der Landschaft boten indess 
reichlichen Ersatz und liessen den Luxus anderer Orte leicht 
vermissen. 
Im Jahre 1840 gründete Dr. B. Mazegger in Obermais 
eine Kaltwasserheilanstalt, die erste in Tirol überhaupt, und
	        
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