Volltext: Meran und Umgebung mit der Vintschgaubahn [225-226]

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Nahe Spaziergänge. 
schützen, denen die Bewachung der Weingärten obliegt und die 
in ihrer zum Teil noch abenteuerlichen Tracht beim erstmaligen 
Anblick einen schreckhaften und zugleich komischen Eindruck 
machen. Paul Heyse hat sie in seinen „Meraner Novellen“ treffend 
lebendige Vogelscheuchen genannt. Die meist stattlichen, bärtigen 
Gestalten macht schon von 
weitem ein mächtiger Hut 
kenntlich, der über und 
über mit Federn, Eichhörn¬ 
chen- und Fuchsschwänzen 
geschmückt ist. Zu der roten 
Meraner Weste trägt der Salt- 
ner kurze lederne Hosen, die 
das Knie freilassen, und über 
den wollenen Strümpfen Le¬ 
dergamaschen bis zum Knö¬ 
chel. Anstatt der sonst üb¬ 
lichen Lodenjacke hat er nach 
Landsknechtsart ein ledernes 
Koller, dessen Ärmel vom 
Handgelenk bis an die Ell¬ 
bogen reichen und von da 
aus mit Riemen an der Achsel 
befestigt sind, so daß die 
weißen Hemdärmel durch- 
scheinen. Ein aus Metall- 
kettchen und Wildschweins- 
hauern gefertigter Schmuck 
deckt die Brust. Die Pistole 
im breiten gest ickten Leder- 
gurt und eine altertümliche 
Hellebarde in der Rechten 
vervollständigen die Aus¬ 
rüstung des Saltners, die sich 
seit Jahrhunderten gleich ge¬ 
blieben ist und ein Stückchen Mittelalter in die Neuzeit hinüber 
gerettet hat. 
Trauben oder Früchte auf fremdem Grund und Boden weg¬ 
zunehmen, ist dem Spaziergänger auch bei dem Meraner Über¬ 
fluß selbstverständlich n i*c h t gestatte t. Zuwiderhandelnde 
hat der Saltner anzuhalten das Recht und mit einem Pfand von 
10 bis 20 li ist es dann nicht mehr getan; sie verfallen der gesetz¬ 
lichen Strafe. 
Ebene und wenig ansteigende Spaziergänge bilden 
vor allem die schon erwähnten Anlagen (S. 48f. u. 62), 
die sich auf beiden Seiten der Passer bis in die G-ilfSchlucht 
hinziehen. An sie schließt sich am linken Ufer als aus¬ 
sichtsreicher ebener Pfad der Franz-Ferdinands - 
Kai an. Bei der Reichsbrücke beginnend, folgt er der
	        
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