Volltext: Meran und Umgebung mit der Vintschgaubahn [225-226]

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Zur Geschichte von Meran. 
len Vorrechten und Freiheiten aus. Außer der Zenoburg, 
wo er Hof hielt, besaß er hier das Teng’sche Haus, das 
jetzige Rathaus, das er zu seinem Stadtsitz hatte um¬ 
gestalten lassen. Auch das Haus am Bozener Tor, das 
heutige Hotel Erzherzog Johann, war sein Eigen. An 
der erhalten gebliebenen Westseite des Gebäudes ist 
über dem Hauptfenster des ersten Stockes jetzt noch 
sein und seiner Gemahlin Bildnis in erhabener Arbeit 
zu sehen. Heinrich starb ohne männliche Erben und 
seine Tochter Margarete (Maultasch) wurde im Jahre 
1330 mit dem erst 8 jährigen Prinzen Johann von Luxem¬ 
burg vermählt, doch vertrieb sie im Jahre 1341 ihren 
rohen Gemahl aus dem Land und heiratete im Jahrei342 
Kaiser Ludwigs des Bayern Sohn Ludwig von Branden¬ 
burg. 
Mit dem aus dieser Ehe hervorgegangenen, aber (1363) 
jung verstorbenen Sohn Meinhard III. starb das Görz- 
Tiroler Gräfengeschlecht aus; durch den Erbvertrag von 
1363 trat Margarete die Grafschaft Tirol an ihre Ver¬ 
wandten, die Herzoge von Österreich, ab und zog sich 
nach Wien zurück, wo sie im Jahre 1369 starb. Die 
Volkssage machte aus Margarete Maultasch eine zer¬ 
störungswütige Amazone, die ,,böse Gretl“. 
Mit dem Übergang von Tirol an Österreich hatte 
Meran viel verloren. Es war nicht mehr die ständige 
Residenz der Landesfürsten — an ihrer Statt saß ein 
„Landeshauptmann der Grafschaft Tirol, des Landes an 
der Etsch, im Gebirge und im Inntal“ auf Schloß Tirol — 
und wenn auch vorläufig wichtige Landesangelegenheiten 
noch immer in Meran verhandelt wurden, so begann 
doch allmählich Innsbruck sich zur Landeshauptstadt 
zu entwickeln. 
Von den Fürsten aus dem Hause Österreich hielt sich 
Friedrich IV. — in der Geschichte wegen seiner 
häufigen Geldnöten als „Friedei mit der leeren Tasche“ 
bekannt — mit Vorhebe auf Schloß Tirol und in Meran 
auf. Die Stadt stand auch treu zu ihrem Fürsten, als 
dieser von Kaiser Sigismund in Acht erklärt wurde und 
Herzog Ernst, Friedrichs Bruder, alle Hebel in Be¬ 
wegung setzte, die Stände für sich zu gewinnen1). 
1) Wie die Sage berichtet, soll sich der geächtete Herzog längere 
Zeit in der Obermaiser Hendlmühle vor den Verfolgungen seiner 
Feinde verborgen gehalten haben. Als diese eines Tages Kund¬ 
schaft von dem Versteck Friedrichs erlangten und die Mühle durch¬ 
suchten, ward Friedrich nur dadurch gerettet, daß er, dem Rate
	        
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