Volltext: Meran und Umgebung mit der Vintschgaubahn [225-226]

Lana. 
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mentlich ein Besuch der Gaul1), der wildromantischen 
Klamm des Falschauerbaches, in die man auf dem Gaul- 
steig und auf Holzgalerien eine ziemliche Strecke (durch 
kleinen Tunnel bis zum neuen, zweiten, Elektriz.-Werk, 
von wo später ein Treppenaufstieg nach Ratteis geplant 
ist) eindringen kann (1 St. hin und zurück). Am linken 
Ufer der Falschauer liegt, vom Eingang in die Graul rechts 
hinauf erreichbar, y2 St., auf steilem Fels die nicht be¬ 
sonders sehenswerte Burg Braunsberg, eine ehe¬ 
malige Feste der Grafen von Eppan, von der die Sage 
erzählt, daß einst die Burgherrin Frau Jutta aus Ver¬ 
zweiflung über die Nachstellungen ihres Schloßvogtes 
sich vom hohen Fels in die grausige Tiefe gestürzt habe 
und dabei — ein Beweis ihrer Unschuld — heil und un¬ 
verletzt geblieben sei. Der gerade von einer Kreuzfahrt 
aus dem heiligen Lande heimkehrende Gemahl schloß 
die Unschuldige freudig bewegt in die Arme, indes der 
schurkische Vogt, von Gewissensbissen und Angst ge¬ 
trieben, sich selbst durch einen Sprung in die Schlucht 
den Tod gab. Noch heute sieht man um Mitternacht 
die ruhelose Seele des Falschen als blaue Flamme am 
Schloßfelsen auf- und niederschießen und in den Wasser- 
wirbeln des Baches verschwinden. In der Kapelle des 
Schlosses ist auf einem alten Gemälde mit erklärenden 
Versen dieser Sieg der Unschuld über die Tücke dar- 
gestellt. 
Mitter-Lana (Gasth. Traube; Widder) bietet 
außer der kleinen alten zopfigen Kirche mit dem Altar¬ 
bild „Verkündigung Mariä“ und dem neuen Deutsch¬ 
ordenkloster und -schule nichts Sehenswertes. 
Nieder-Lana (Hase) besitzt eine schöne go¬ 
tische Pfarrkirche mit freistehendem Turm und 13 m 
hohem gotischem Hochaltar, eine vorzügliche Leistung 
des Meraner Bildschnitzers Hans Schnattere eck, eines 
Zeitgenossen und Rivalen des berühmten Michael Pacher, 
aus dem Beginn des 16. Jahrh. Südlich von Nieder-Lana 
ist auf der Höhe die Ruine der im 13. Jahrh. erbauten 
Burg Alt-Brandis (378 m), ein von einem Bergfried über¬ 
ragtes Fünfeck, dem gleichnamigen Grafengeschlecht ge¬ 
hörig, sichtbar. Ein Teil der Burg stürzte 1807 ein und 
ward unterhalb derselben das schöne Schloß Neu-Brandis 
1) Die ebenfalls vorkommende Bezeichnung Gaul-Schlucht ist 
eine Tautologie, da in Gaul schon das romanische gula = Schlund, 
Schlucht enthalten ist.
	        
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