Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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methodische Trinken roher Milch, welches die Aerzte doch 
häufig verordnen, wäre eine bedenkliche Sache geworden. 
Als merkwürdige Thatsache erzählt auch ein berühmter 
Arzt, welcher im Berliner Charite durch 30 Jahre thätig 
war, daß ihm in diesem langen Zeiträume die Lungentuber- 
culose nie bei einem Israeliten vorkam; muß man da nicht 
von der Annahme ausgehen, weil die Juden bloß koscheres 
Fleisch essen, selbe daher diese Krankheit nicht bekommen 
können. 
Die Tuberculose und Perlsucht ist auch in der Fort- 
pstanzung mit jener des Menschen ähnlich, nämlich pflanzt 
sich selbe auch gerne in der Familie fort. Der Oekonom sollte 
daher bei der Rindviehzucht. fleißig kreuzen, besonders öfter 
fremde Stiere ankaufen, bloß von jungen Kühen, welche aber 
auch hustenfrei sein sollten, Kälber abspännen. Kühe mit 
kurzem trockenem Husten soll man ehemöglichst füttern und 
verkaufen. Für Kinder bleiben aber immer Ziegen die sichersten 
Ammen, weil nach den bisherigen Erfahrungen selbe nicht an 
Tuberkeln oder Perlsucht erkranken. Die Ziegenmilch ist der 
Frauenmilch ähnlicher, leichter als Kuhmilch zu verdauen und 
wird im Magen besser vertragen. Aber auch diese Milch 
ist ein den Menschen unwürdiges Aushilfsmittel und so hoffen 
wir, daß jene Zeit der Naturgemäßheit wiederkehre, wie zu 
Tacitus Zeiten, in der die armen lieben Kleinen wieder 
schwelgen an dem Busen ihrer Mütter. Nichts vermag dem 
Säugling die Brust einer gesunden Mutter ersetzen aber auch 
die Mutter lernt erst die Erfüllung dieser ersten und heiligsten 
Pflicht wahrer Mutterliebe kennen und schließe diesen Absatz 
mit Chamissos Worten: 
Nur die da säugt, nur die da liebt 
Das Kind, dem sie die Nahrung gibt 
Nur eine solche Mutter weiß allein 
Was lieben heißt und glücklich sein. 
Ueber Maul- und Klauenseuche. 
Wie alle ansteckenden Krankheiten beruht auch diese Krank 
heit auf Pilze, welche aber nicht immer gleicher Natur zu sein 
scheinen, da diese Krankheit bald minder, bald sehr heftig 
auftritt. Die Ansteckung kann auf mannigfaltige Weise ge- 
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