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beim Druck auf die Wirbelsäule eine größere als im ersten
Stadium. Im weiteren Verlaufe wird das Athmen kürzer,
beengender und rascher; der Husten hält beinahe ununter
brochen an, die ausgeathmete Luft ist heiß und hat einen
jauchigen, brandigen Geruch, aus den Augen und den Nasen
löchern fließt eine schmierige, eiterähnliche Flüssigkeit; der
Puls geht rasch in die Höhe bis zu 130 und 140 Schlägen,
er ist schwach und kaum fühlbar. Die Thiere, welche sich
vor dem Niederlegen scheuen, können sich nicht stehend erhalten,
liegen mit gerade ausgestreckten Hals und gehen in zwei bis
drei Wochen an Erstickung oder Eitervergiftung zugrunde.
Bei jüngeren, kräftigeren Thieren ist der Verlauf der Krank
heit viel rascher als bei älteren, die letzteren können auch viel
leichter genesen. Bei der Section lungenseucher Thiere findet
man die Lunge derb und fest. Das Lungenfell ist meist mit
einer gelben, geronnenen Faserstoffschichte überzogen; durch
schneidet man einen kranken Lungenabschnitt, so zeigt die
Schnittfläche ein marmoriertes Ansehen, auch ist die Lunge
meist mit der Brustwandung verklebt und angewachsen. In
der Brusthöhle findet man auch eine Menge mehr oder weniger
trüben Wassers, in welchem käsige Flocken und Stücke ge
ronnener Lymphe herumschwimmen und die Brustwandungen
sowie die Oberfläche der Lunge sind mit solch häutigen Massen
bedeckt. Je nach der Dauer der Krankheit wird die Lunge
auf genannte Weise so verändert, daß sie oft ein Gewicht von
25 bis 40 Pfund erreicht.
Die Ursache ist in den meisten Fällen die Ansteckung,
wobei aber auch nicht geleugnet werden kann, daß zur Selbst
entwicklung auch schlechtes Futter, schnelle Mästung, sumpfige
Weiden, dumpfige, schlecht ventilierte Stallungen und naßkalte
Witterung beitragen können. Der Ansteckungsstoff ist sehr
lange haftbar, man hat schon Wahrnehmungen gemacht, daß
Thiere, welche bereits die Seuche überstanden hatten,
oft zehn bis zwölf Wochen hernach Thiere ansteckten. Ferner
ist nicht jedes Thier der Ansteckung fähig, da nach Erfahrung
20 Percent von der Krankheit befreit bleiben, aber doch kann
ein solch gesund gebliebenes Thier, wenn es in Handel kommt,
die Seuche noch weiter verbreiten.
Von einer Genesung kann nur im ersten Stadium die
Rede sein und bleibt dann noch eine unvollständige, indem