Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

einen von Dr. Slang in Amorbach beobachteten Fall in 
folgender Weise: Ein fünfjähriger Knabe zeigte seit einiger 
Zeit Spuren eines Unterleibsleidens, es trat Bauchwassersucht 
auf, ohne daß die Ursache klar wurde, nur konnten geschwellte 
Lymphdrüsen als Päcken, fühlbar im Unterleibe nachgewiesen 
werden. Nach mehreren Wochen trat der Tod unter Erschei 
nungen von Abzehrung ein. Bei der Oeffnung der Leiche fand 
sich Lungenschwindsucht. Ursächlich war nun auf das be 
stimmteste nachzuweisen, daß durch Geschlechter hindurch weder 
von väterlicher noch von mütterlicher Seite kein Fall von 
Schwindsucht in der Familie vorkam, dagegen hatte der Knabe 
jahrelang von einer Kuh kuhwarme Milch genossen. — 
Auch die Kuh magerte ab und als sie wenige Tage vor 
dem Tode des Knaben geschlachtet wurde, zeigte sich die 
Perlsucht. 
Professor Demme berichtet von einem im Jener'schen 
Kinderspital in Bern geschehenen, lehrreichen und für die vor 
beugende Gesundheitslehre wichtigen Fall. Ein vier Monat 
altes Kind litt an Tubereulose (Schwindsucht) der Gekrös- 
drüsen, an welcher es starb. Die Untersuchung konnte in den 
theilweise verkästen Drüsen die für Tuberculose charakteristi 
schen pflanzlichen Wesen nachweisen. Weder von elterlicher noch 
großelterlicher Seite war je ein Fall von Tubereulose vor 
gekommen. Dagegen hatte der Vater, um selbes ja am Leben 
zu erhalten, das Kind von Geburt an mit ungekochter Milch einer 
mit Dürrfutter ernährten Kuh aufgezogen. Nach dem Tode des 
Kindes veranlaßte der Arzt das Schlachten des Thieres. Der 
Befund war sehr lehrreich; in der linken Lunge zeigten sich 
müßig große Knoten und hiemit war der Nachweis der Perlsucht 
erbracht. Die Untersuchung der aus der Tiefe des Euters 
hervorgebrachten Milchreste, ließ ebenfalls das Vorhandensein 
des genannten gefährlichen schwindsuchterzeugenden Spaltpilzes 
erkennen. 
Da nun nach dem Ausspruche der berühmtesten Aerzte 
der Spaltpilz der perlsüchtigen Rinder ganz gleich mit dem 
des Menschen bei der Lungenschwindsucht ist, jo ergreift uns 
ein Schauer, wenn man bedenkt, daß in den Milchwirtschaften 
unserer Städte; wohin doch fast immer die ältesten Kühe ab 
geliefert werden, fast die Hälfte oft tuberenlos angetroffen wird 
und die Kinder auf solche Milch angewiesen sind und das
	        
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