Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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allerdings noch ein Gegenstand fernerer Forschung, ob alle, 
sei es ans miasmatischem oder contagösem Wege entstandenen 
Krankheiten — oder wenn man sie mit einem gemeinschaft 
lichen Namen bezeichnen will — ob alle Jnfections-Krank- 
heiten sich ans die von Pasteur entdeckten und als Träger 
der Attstecknngsstoffe bezeichneten mikroskopisch kleinen pflanz 
lichen Organismen, Pilze, Stäbchen, Bacillen zurückführen 
lassen. Soviel steht jedenfalls fest, daß bei vielen Jnfections- 
Krankheiten wie Milzbrand, Rotz, Wuth rc. im Blut, Schleim, 
Speichel, in den Excrementen rc. verschiedene Arten von Ba 
cillen nachgewiesen worden sind. Es sind also keine Gährnngs- 
processe oder chemische Umwandlungen in den thierischen 
Säften, welche, wie früher angenommen wurde, der Entwick 
lung seuchenartiger Krankheiten vorausgehen, sondern kleine, 
bloß durch das Mikroskop nachweisbare pflanzliche Schmarotzer, 
welche als Erzeuger dieser Krankheiten zu betrachten sind und 
welche die Eigenschaft besitzen, sich im Körper überaus rasch 
zu vermehren. 
Siehe auch darüber in dem ersten Capitel bei der Lehre 
über die Bacillen Seite 10. 
Was die Empfänglichkeit der einzelnen Thiere für diese 
oder jene ansteckende Krankheit betrifft, so ist festgestellt, daß 
gewisse Krankheiten nur auf Thiere einer und derselben Gat 
tung übertragbar sind, wie z. B. Rinderpest, die Schafpvcken, 
während andere Krankheiten einen Ansteckungsstoff entwickeln, 
welcher auf andere Thiergattungen, ja selbst auf den Menschen 
übertragen, dieselbe Krankheit erzeugt, wie z. B. der Milz 
brand, die Wuth. 
Die Zeitdauer, welche zwischen dem Augenblick der An 
steckung und dem Ausbruche der Krankheit liegt, erstreckt 
sich auf mehrere Tage (Milzbrand, Rinderpest) bis zu 
mehrere Wochen (Lungenseuche) und darüber (Hundswuth). 
Während dieser ganzen Zeit — Jncubationszeit — erscheinen 
die Thiere gesund. Kommt die Krankheit zum Ausbruch, so 
treten die ersten Erscheinungen entweder an der Stelle auf, 
wo der Ansteckungsstoff aufgenommen worden (Rotz), oder sie 
geben sich durch Störungen im Allgemeinbefinden kund (Milz 
brand, Rinderpest). 
Ein weiterer Begriff von Ansteckung ist derjenige, wo 
die Verbreitung einer Krankheit in der Uebersiedlung oder in
	        
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