Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

wertete, das der Aerzte. „Dummer Kerl", sagte darauf der 
Herzog, „es sind ja kaum zwei oder drei iu Ferrara". Der 
Narr meinte, es gelte eine Wette, daß er leicht 200 zusammen 
bringe. Und so wettete der Herzog um 100 Kronen, daß das 
nicht möglich sei. Am anderen Tage verhüllte sich der Naar 
Gesicht und Hals in Pelzwerk und setzte sich an die Kirchen 
thür. Wer vorbeigieng, frug ihn, was'ihm fehle; und jedem 
antwortete er, daß er heftige Zahnschmerzen hätte. Jedermann 
nannte ihm ein Mittel dafür, die er alle nebst dem Namen 
der Personen in seine Schreibtafel notierte. Nach Beendigung 
des Gottesdienstes gieng er überall in der Stadt umher und 
so brachte er gegen 300 Namen zusammen. Am folgenden 
Tag erschien er in seinen Pelz gehüllt bei der Mittagstafel 
in der Burg, und der Herzog, der an keine Täuschung glaubte, 
sagte ihm unbefragt ein Hausmittel gegen Zahnschmerz, wo 
für ihn der Narr obenan an der Liste aufschrieb. Am dritten 
Tage erschien er wieder hergestellt bei Hofe und überreichte 
dem Herzog seine Schreibtafel. Als sich dieser an der Spitze 
von 300 Aerzten sah, mußte er herzlich lachen und ließ die 
hundert Kronen ausbezahlen. 
So hatte der Narr 300 Geheimmittel und 100 Kronen 
und die letzteren waren ihm lieber als die anderen dreihundert. 
Das soll sich aber auch der Kluge merken und die Kreuzer 
in der Tasche höher schätzen als die höchste Gabe, die Ge 
sundheit des Menschen und der Thiere dem nächst besten 
Schwindler anzuvertrauen und meistens treffe ich dies bei 
Leuten, die mit ihren sonstigen Geld und Gut weit vorsichtiger 
sind; daher kann nur Aufklärung das menschliche Gehirn 
säubern von dem jetzigen Arzneimittel-Aberglauben und sage, 
eine ganz bestimmte Aerzneiformel für eine bestimmte Krankheit 
viel weniger für mehrere kann es aus dem Grunde nicht 
geben: 
1. weil die Fülle nicht immer gleich sind und 
2. daß es viel auf die Naturkraft jedes einzelnen Thieres 
ankommt, was man zu berücksichtigen hat. 
Jeder, der sich mit Curieren der Hausthiere beschäftigen 
will, soll sich theoretisch über den Bau des thierischen Körpers 
zu belehren suchen, ebenso auch über die theoretische und 
chemische Wirkung der Arzeneimittel. Er soll ferner festhalten 
an meinem obersten Grundsatz „Wo Hitze ist soll man kühlen,
	        
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