Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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welches kein Stück Vieh geheilt und gerettet wird, so schön 
es auch klingt. 
Vieharzt zu sein ist demnach nicht so schwer, denn man hat 
es gewöhnlich nur mit einfachen Leiden und kräftigen Naturen 
zu thun, die sich von selbst helfen, wenn man die Natur nur 
richtig unterstützt und dabei von der Natur des Leidens selbst 
ausgeht, nicht aber von selbst geschaffenen Ideen und Vor- 
urtheilen, welche der Natur oft fremd sind. 
Nächst einer gesunden Vernunft, Beobachtung und Fleiß, 
aber vorzüglich der Hilfe Gottes und der Natur, wird es Euch 
möglich sein, erkrankte Thiere glücklich zu heilen. 
Wer nun fleißig die Thiere in ihrem gesunden Zustande 
beobachtet hat, wird ein krankes Thier bald von einem gesunden 
zu unterscheiden wissen, denn jede Abweichung vom gesunden 
Zustande nennt man Krankheit. Schwerer ist es aber für den 
Unerfahrenen, an welcher Krankheit das Vieh leide, und doch 
ist dieser Umstand sehr wichtig, da auf die richtige Erkennung 
der Krankheit die Heilung beruht. Ist eine Krankheit richtig 
erkannt, so ist diese oft schon halb geheilt. 
Es kann wohl für Nichtthierärzte kein bestimmter An 
haltspunkt gegeben werden, wonach man mit Sicherheit beur 
theilen könnte, von welcher Krankheit ein Thier befallen ist, 
doch will ich einige Zeichen anführen, welche im Allgemeinen 
bei Krankheiten zu beobachten sind: 
Der Ausdruck des Schmerzes, der aber sehr verschieden 
ist, wird nicht selten als Leitfaden bei der Erkennung der 
Krankheit dienen; ist ein Schmerz sehr tief, so zeigt sich das 
Thier theilnahmlos, fast betäubt und läßt den Kopf hängen. 
Bei anderen Leiden wendet es den Kopf häufig gegen die 
schmerzhafte Stelle, und zeigt dadurch den Sitz des Leidens 
an, z. B. bei Kolik steht ein Thier traurig und still mit hän 
gendem Kopfe da oder legt selben in die Seite, und hat es 
einen matten, schwachen, schwankenden Gang, so deutet dies 
immer auf eine schwere Krankheit, z. B. hochgradige Ent 
zündung, Gehirnleiden und bedeutende Schwäche. Wenn die 
Haare glanzlos sind und empor stehen, und dabei die Thiere 
mager sind, so deutet dies auf eine schlechte Ernährung oder 
auf eine innerliche, langdauernde Krankheit. 
Auch die Augen geben einen Anhaltspunkt für die Be 
stimmung der Krankheit. Ist der Blick feurig, so weist dies
	        
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