Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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Athmen wird beschwerlich aber langsam, der Nasenspiegel ist 
trocken und das Empfindungsvermögen hört ganz auf, die 
Augen sind halb geschlossen und trübe, die Ohren hängen wie 
gelähmt herunter. 
Geht die Krankheit in Genesung über, so kehrt das Be 
wußtsein allmälig wieder, die Thiere halten den Kopf wieder 
hoch empor, die Augen werden weit geöffnet, der Nasenspiegel 
wird wieder naß, nach kurzer Zeit erhebt sich das Thier und 
äußert Freßlust und Durst. So rasch als diese Krankheit auf 
tritt, ebenso schnell können im Falle der Genesung die Krank- 
heitssymptvme verschwinden. Lungenbeschwerden, welche durch 
Hinunterkommen von Medicintheilen in dieselbe, entstehen, 
können wohl vorkommen. Schwäche und Lähmungserscheinungen 
des Hintertheiles verschwinden in der Regel meist schön nach 
ein paar Tagen. 
Die ganze Krankheit nimmt meistens einen Verlauf von 
20—30 Stunden. 
Die Voraussage ist im allgemeinen als gefährlich zu be 
zeichnen, aber doch wird in vielen Fällen zufrüh zum Schlachten 
geschritten, obwohl vor Ablauf obiger Stunden kein Stück 
zugrunde gienge, eben weil das ganze Krankheitsbild für den 
Zuschauer einen sehr beängstigenden Eindruck macht. In den 
letzten zehn Jahren habe ich 36 Kühe daran behandelt, wo 
von neun Stück zugrunde giengen, also doch 75°/o davon 
gesund werden können. 
Noch sei erwähnt, daß gut gebaute, wohlgenährte, viel 
Milch gebende Kühe eine gewisse Anlage zum Milchfieber 
haben, es würde daher angezeigt sein, derartige Thiere einige 
Zeit vor der Geburt etwas knapper zu füttern. Eine auffallende 
Erscheinung ist ferner, daß diese Krankheit in manchen Jahr 
gängen öfters vorkommt, als gewöhnlich; so hatte ich schon 
zwei Jahre oft gar keinen Fall zu behandeln, in einem andern 
wieder acht bis zehn Stück; z. B. im vorigen Jahrgange neun, 
im heurigen noch gar keine, so daß man dieses auch schädlichen 
Miasmen der Luft zuschreiben muß. 
Behandlung: Keine Krankheit, wie das Kalbfieber, ist mit 
so verschiedenen Mitteln bekämpft worden. Hier kann man 
mit Recht Professor Biburgs Ausspruch anwenden: Manchmal 
hilft alles, manchmal nichts; aber alle Mittel sind meist 
dahin gerichtet, Leibesöffnung zu verschaffen und die Haut-
	        
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