Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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Krampfwehen wieder nachgelassen haben und es oft noch tage-, 
ja wochenlang hergieng, bis die eigentliche Geburt erfolgte. 
Es kommt aber wohl in seltenen Fällen vor, daß sich der 
Muttermund nicht öffnet; dieses kommt von früherer Ver 
letzung und Verwachsung her, oder bei Kalbinen ist dies als 
angeborner Fehler zu betrachten. 
Von der regelrechten Geburt. 
Die regelrechte Geburt erfolgt nach Ablauf der natur 
gemäßen Trächtigkeit. Von dieser regelrechten Tragzeit finden 
jedoch mancherlei Abweichungen statt durch Rasse, Geschlecht, 
Ernährung und Gebrauch des Mutterthieres, so ist z. B. bei 
Jungen männlichen Geschlechtes die Tragezeit in der Regel 
länger als bei denen des weiblichen, Zwillinge werden meist 
kürzer getragen, sehr gut genährte Mutterthiere größtentheils 
länger, Erstlinge meist kürzere Zeit. Naht sich die Trächtigkeit 
ihrem Ende, so treten bald kurz, bald mehrere Tage vor der 
Geburt folgende Veränderungen ein: Das Euter schwillt an, 
wird hart, gespannt und empfindlich und mit Milch angefüllt, 
die zuweilen selbst ausfließt, der Wurf schwillt an, ist höher 
geröthet, aus der Scheide fließt ein zäher Schleim, der die 
Geburtswege schlüpfrig macht und erhält. Kurze Zeit vor der 
Geburt, 5—6 Stunden, werden die Thiere unruhig, scharren 
mit den Füßen, sehen öfters nach dem Leibe um, legen sich 
häufig nieder, stehen wieder auf und stellen sich wie zum 
Harnen; diese Erscheinungen haben ihren Grund in den Ver 
änderungen, welche jetzt in der trächtigen Gebärmutter vor 
sich gehen; die Fruchthäute lösen sich nämlich von der innern 
Fläche der Gebärmutter und diese zieht sich zusammen, um 
das Junge zu entfernen oder abzustossen. Diese Schmerzen 
nennt man vorbereitende Wehen, denen bald die wahren Ge 
burtswehen folgen, welchen dann die Austreibung des Jungen 
oder die Geburt folgt. Der Tragsack zieht sich von seinem 
Grunde an in der Richtung gegen den Muttermund zusammen 
unter gleichzeitiger Zusammenziehung der Bauchmuskeln und 
des Zwerchfelles und treibt dadurch das Junge in die Ge 
burtswege ; diese Wehen halten einige Minuten an, hören dann 
wieder auf und treten um so heftiger wieder ein, bis die Ge-- 
burt vollendet ist. Durch diese Wehen wird die Blase, welche 
das Fruchtwasser enthält, durch den Muttermund getrieben,
	        
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