Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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Die Tragsackwaffersucht und Uederfruchlnng. 
Man versteht darunter eine mehr oder weniger große, 
aus Anlaß eines chronischen Gebärmutterkatarrhes zustande 
kommende Ansammlung von eiterigen oder schleimigen Flüssig 
keiten, in der Höhle der Gebärmutter, deren Abfluß infolge 
einer Verwachsung des Gebärmuttermundes oder einer Ver 
stopfung desselben durch zähe oder verdickte Schleimmassen be 
hindert ist, die dort angesammelten Flüssigkeiten können einen 
solchen Umfang erreichen, daß der Zustand leicht zur Ver 
wechslung mit Bauchwassersucht führt, bei der Untersuchung 
aber mit der Hand durch den Mastdarm oder Scheide, wird 
man übrigens bald zu einer sicheren Diagnose kommen. 
Diese Krankheit kann in zweierlei Form vorkommen und 
zwar als Tragsackwassersucht mit Trächtigkeit und Tragsack 
wassersucht ohne Trächtigkeit. Erstere kommt meist vor, wenn 
die Mutter gegen 30 Wochen oder schon darüber trächtig 
ist und wird erkannt, wenn dieselbe rasch abmagert und an 
Körperumfang unnatürlich zunimmt, so daß endlich das Thier 
die Kraft verliert, um sich selbst mehr erheben zu können. 
Letztere kommt mehr bei Kalbinen vor und wird erkannt, wenn 
selbe 6 bis 9 Wochen nach der Begattung ein Drängen bei der 
Verrichtung der natürlichen Bedürfnisse äußern, besonders der 
Urin mit Zwang und Eiter gemischt abgeht, durch Unter 
suchung mit der Hand der Tragsack sich wie eine Kugel an 
fühlt. Diese Krankheit kommt immer bloß nur bei denjenigen 
Kalbinen vor, welche vor oder nach dem Begattungsacte aus 
der Mutterscheide stark bluten. Solche Rinder soll man daher 
nicht mehr zum Stiere zulassen, sondern für den Fleischer 
herrichten. 
Die Prognose ist in beiden Fällen ungünstig zu stellen. 
Bei der ersteren Art kann kräftige Nahrung noch die beste 
Medicin sein, insolange als selbe noch Nahrung aufnehmen, 
und je kürzer die Tragzeit noch dauert, desto mehr Hoffnung 
ist vorhanden, das Thier zu retten, besonders wenn dasselbe 
noch jung und bei Kraft ist. Wird aber das Gewicht des 
Wassers und der Frucht einmal schwerer als das eigene Ge 
wicht des Mutterthieres, so ist dann die unausbleibliche Folge, 
daß sich selbes nicht mehr erheben kann. Meist ist mit diesem 
Zustande auch Ueberfruchtung in Verbindung, so daß ich schon
	        
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