Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

Ö9 
Nach der Geburt sind Verunreinigungen mit lauwarmen 
Wasser abzuwaschen, die Mutter gut mit Stroh abzureiben 
und bei kühler Witterung mit einer Decke zuzudecken. Wohl 
thuend wirkt es, wenn man dem nach angestrengtem Vorgang 
erschöpften Thiere mit Brantwein oder Bier begossenes Brod 
reicht. Später ist der Mutter etwas Trinken mit Essig ge 
mischt zu reichen und etwas trockenes Heu. Alle fäulnis 
erregenden Auswürfe sind stets rasch von der Geburtsstätte 
zu entfernen. Das Junge wird der Mutter zum Belecken in 
die Nähe des Kopfes auf hochliegende Streu gebracht und 
in ungefähr einer Stunde abgetrocknet, wenn die Stall 
wärme hiezu nicht hingereicht hat. Jedenfalls ist bei Fohlen 
und Kälbern ein sanftes Abreiben angezeigt. 
Ersteres kann man bei der Mutter lassen, wenn derselben 
die Eisen abgenommen worden sind, Kälber hingegen sind in 
einem neben derselben abgetheilten Raume zu bringen, damit 
sie nicht nach Belieben trinken können, einerseits weil die Auf 
nahme einer großen Menge dem Kalbe das Kolostrum ent 
haltende Milch Durchfall erzeugt, anderseits, da ein Zuviel 
der besten Milch Verdauungsstörungen in dem noch schwachen 
Magen hervorruft. Um zu große Ansammlungen in den Eutern 
der Melkthiere zu vermeiden und den Zudrang zu vermehren, 
wird der von dem Säugling stehen gelassene Rest ausgemolken; 
als zweckmäßig erweist sich die Regel, die 'Jungen drei- bis 
viermal zur Mutter zu führen, sie aber bei milchreichen Kühen 
entweder nur eine bestimmte Zeit saugen zu lassen oder früher 
die Hälfte der Striche des Euters anszumelken. Haben die 
Jungen die Mutter verloren oder ist man gezwungen, sie 
derselben zu entziehen, so ist denselben die frisch ausgemolkene 
Milch in ihrem ursprünglich warmen Zustande zu reichen. 
Selbe wird ihnen nach gemachten Erfahrungen in zuträglichster 
Weise beigebracht, indem an dem Gefäße eine Saugdute aus 
Kautschuk angebracht wird, welche sie nicht nur gerne an 
nehmen, sondern die auch den Vortheil gewährt, daß ihnen nur 
soviel Milch zukommt, als sie aus den Strichen der Kuh ziehen. 
Von dem Verwerfen und den Frühgeburten. 
Man versteht darunter das Ausstößen des Jungen vor 
Ablauf der normalen Tragezeit, es wird bei sämmtlichen 
Thieren beobachtet und tritt entweder vereinzelt oder seuchen- 
74-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.