Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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Leider wird noch von vielen Thierzüchtern auf diesem 
Gebiete sehr oft und schwer gesündigt und zwar dadurch, daß 
sie bei Geburtshilfe und krankhaften Zuständen vor und nach 
der Geburt Leute beiziehen, die wohl in leichteren Fällen 
Hilfe leisten können, aber in schweren Fällen ihrer Rathlosig- 
keit mit Mitteln zu Hilfe kommen, welche sowohl das Leben 
der Mutter als des Jungen gefährden. 
Einen weiteren großen Fehler begehen wieder viele Thier 
besitzer dadurch, indem dieselben den richtigen Zeitpunkt gar 
nicht abwarten können, kaum daß die ersten Anzeichen der 
Geburt vorhanden sind, gleich thätig eingreifen, die Frucht 
von der regelrechten Lage in eine unregelmäßige bringen, 
manche aber wieder in ihrer Sorglosigkeit „wird schon wer 
den" stunden-, ja tagelang zuwarten, bis sie einen richtigen 
Helfer suchen. 
Ich hebe diese Uebelstünde besonders hervor, weil ich in 
meiner langjährigen Praxis oft genug Gelegenheit hatte, beide 
Uebelstände zu beobachten. Ich sage nur, der zu frühzeitige 
Eingriff hat eben so oft geschadet, als das zu lange Zuwarten, 
ich gebe daher an dieser Stelle den wohlgemeinten Rath, lieber 
zu früh als zu spät den richtigen Helfer aufzusuchen, der über 
den gehörigen Zeitpunkt sein Urtheil abgibt, ob selber da ist 
oder nicht. 
Im ersten Theile werden wir den Bau der weiblichen 
Geschlechtstheile, die Trächtigkeit, das Verwerfen sammt Früh 
geburten, dann die Tragsackwassersucht sammt Ueberfruchtung, 
dann die Eutergeschwulst (gahe Gälle) besprechen, bevor wir 
auf die eigentliche Geburtshilfe übergehen. 
Im zweiten Theile werden wir die praktische Geburts 
hilfe sammt Gebärmutterverdrehung, den Gebärmuttervorfall, 
die Entzündung der Gebärmutter, dann das Milch- oder 
Kalkfieber und die Geburtslähme näher betrachten. 
Bei den weiblichen Thieren stellt sich in bestimmten 
Zeiträumen eine erhöhte Thätigkeit der Geschlechtsorgane, 
namentlich der Eierstöcke ein und diese Zeiten nennt man die 
Brunstzeiten, und zwar stellt sich diese Zeit bei der Stute 
schon sieben bis neun Tage nach der Geburt wieder ein und 
wird rossig, die Kuh wird nach vier bis sechs Wochen rinderig 
oder stierisch, das Schaf und die Ziege kann in 17 Tagen, 
aber naturgemäß nur im September oder Oktober bockig,
	        
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