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Gut bestellte Schulen und wachsames Auge zu deren fleißigem
Besuche von Seite der geistlichen und weltlichen Behörden wirken gegen¬
wärtig diesem angeerbten Charakterübel kräftig entgegen, was für die
Zukunft bei den sonstigen guten Anlagen des Volkes zu schönen Hoff¬
nungen berechtiget.
Die Kleidung des Machländers bietet nichts Eigenthümliches in
irgend einer Beziehung. Der Landmann ist in seiner Kleidung von dem
Bürger oder Handwerksmanne selten zu unterscheiden, und so auch um¬
gekehrt, es ist eine Mischung beider Stände in dieser Hinsicht, die dem
Fremden keinen sichern Anhaltspunkt giebt. Im Ganzen sieht man auf
schöne gute Stoffe, die bei dem männlichen Geschlechte in Tuch und
anderen Schafwollenzeugen, und bei dem weiblichen Geschlechte in Cattun
und Leinenzeugen, an Feiertagen selbst in Seidenstoffen bestehen. Mehr
Wechsel in Hinsicht der Mode ist bei dem weiblichen Geschlechte zu finden,
der in vielen Fällen in Verschwendung ausartet. Eine kurze Jacke, ge¬
schlossene Weste, lange Beinkleider von Tuch, Halbstiefel, runder Hut
mit einer Schnur oder Quaste, schwarzes oder buntes Halstuch von
Seide oder Cattun ist die gewöhnliche Kleidung des Mannes, die an
besonderen Festtagen bei kalter Witterung noch die Zulage eines langen
Ueberrockeö oder Mantels von Tuch enthält. An Werktagen werden
auch kurze, nackte Pelze und Mützen, sowie im Sommer leinene Jacken
und Tuchkappen getragen.
Die Kleidung des weiblichen Geschlechtes besteht gemeiniglich an
Sonntagen aus einem Jäckchen und kurzen Rock, aus Cattun, Leinwand
oder Wolle, einem dunkeln oder bunten Kopftuche, weißen oder blauen
Strümpfen und Schuhen oder Schnürstiefelchen von Leder oder Wollen¬
zeug. An besonderen Festtagen wird obige Kleidung in den meisten
Fällen von Seide, und selbst Ueberröcke, Kopftücher und kleine Hals¬
tücher von demselben Stoffe getragen. Zur Werktagskleidung werden
abgenützte Sonntagsanzüge verwendet.
In sittlicher Beziehung wäre bei dem Landmann so manches zu
wünschen. Die gute und reichliche Nahrung, die nicht übermäßige An¬
strengung bei den gewöhnlichen Arbeiten, Langweile an den Sonn- und
Feiertagen, und besonders an den sogenannten Anfeiertagen, an deren
Feier der Landmann noch mit Leib und Leben hängt, häufige Gelegen¬
heit bei den Zusammenkünften nach Tanzvergnügungen und Sonnaben¬
den in den Wohnungen der Mädchen, verleitet die Jugend oft in sitt¬
licher Beziehung zu manchem Schritt, den sie zu bereuen hat, ohne daß
gute Lehren und Beispiele auf ihr sittliches Betragen einigen Einfluß
zu üben vermögen. Zu den besonderen Vergnügungen des Machländers
gehört Musik, Tanz und alle Arten von Spiel.
Selten wird eine Tanzmusik bei Gelegenheit einer Hochzeit oder
sonstigen Veranlassung zu besuchen versäumt, bei welcher ein besonderer
Gebrauch herrscht, der zur Beförderung der Sittlichkeit gerade nicht
geeignet sein dürfte. Junge Mädchen besuchen ohne alle Begleitung den