Volltext: Beschreibung des Bezirkes Baumgartenberg, in der Filiale Machland, in landwirthschaftlich-topographisch-statistischer Hinsicht

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oder nach hiesiger Benennung, Fangen des HanfeS, geschieht mit beiden 
Händen, wozu ein besonderer Vortheil gehört, um sich nicht, in Folge 
der Arbeit, an dem rauhen Stiele zu beschädigen, und das Ausfallen 
der Körner so viel, wie möglich, zu verhüten. Unmittelbar nach dem 
Fangen wird der Hanf in kleine Garben, wie der Fümmel, gebunden, 
und in kleinen Böcken von drei Garben, der Länge des Feldes nach, 
aufgestellt. 
Nach vollendeter Nachreife, d. h., sobald Blatt und Hülse dürre 
sind, und der Kern graubraun erscheint, wird der Hanf auf Wagen, 
wie andere Körnerfrüchte, eingefahren, und unmittelbar vom Wagen weg 
Garbe nach Garbe auf der Tenne durch Aufschlagen auf eine umgekehrte 
Egge oder sonstigen Gerüste von Leitern ausgedroschen, und die Körner 
auf der Fegemühle gereiniget. Mit dem Hanfe wird in Hinsicht der 
Röste eben so verfahren, wie mit dem Fümmel, nur bedarf derselbe 
eine etwas längere Wasserröste, bis sich der Bast vom Stengel löset. 
Breiten und Trocknen geschieht wie bei dem Fümmel. Nach Beendi¬ 
gung aller Feldarbeiten werden nun sowohl Fümmel als Hanf in der 
Brechelstube auf eigens hierzu erbauten Darröfen getrocknet, gepocht und 
gebrecht, in sünszigpfündigen Ballen gebunden, und so in den Handel 
gegeben. Das gute Gelingen bei der Röste, so wie bei der Darre, be¬ 
dingt die bessere oder schlechtere Qualität des Productes, und auf bei¬ 
des sucht man die möglichste Sorgfalt zu verwenden. In den Gemein¬ 
den, wo der Hanfbau in größerem Maßstabe betrieben wird, ist eine 
Brechelstube sammt Darrofen wegen Feuersgefahr im freien Felde auf 
gemeinschaftliche Kosten erbaut, wo dann jedes Gemeindeglied der Reihe 
nach seine Ernte bearbeitet. Ist in dieser Beziehung jeder Betheiligte 
befriediget, wird auch Hanf von Nichtbetheiligten gegen Lohn zum Dar¬ 
ren und Brecheln übernommen, was dann eine Lohnesverbesserung für 
das Dienstpersonale der Gemeindeglieder bildet. In diesem Falle zahlt 
man gegenwärtig 4 fl. 30 kr. W. W. für den Centner gebrechelter Waare. 
Die in letzter Zeit gesunkenen Preise des Hanfzeuges haben zur 
Folge, daß dessen Bau gegenwärtig in weit geringerer Ausdehnung be¬ 
trieben wird, da eine Einnahme von 20 bis 2v fl. W. W. für den 
Centner die Auslagen kaum mehr deckt, geschweige einen Reinertrag ab¬ 
wirft. Man rechnet von 100 Böckel ungefähr 1 Centner Hanf und 2 
bis 3 Metzen Körner, deren Preis sich in den letzten Jahren zwischen 
6 und 8 fl. W. W. hielt. Zur eigenen Spinnerei für den Hausbe¬ 
darf verwendet man gemeiniglich den Bast des Fümmels, bei dessen Be¬ 
arbeitung man in der Brechelstube sorgfältiger zu Werke geht, den Fa¬ 
den einige Male über die Hechel zieht, um ihn zum Spinnen geeig¬ 
neter zu machen. 
22. Lei n. 
Der Leinbau wird im Bezirke nicht in besonderer Ausdehnung be¬ 
trieben, und beschränkt sich mehrentheils auf den eigenen Hausbedarf der
	        
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