Volltext: Beschreibung des Bezirkes Baumgartenberg, in der Filiale Machland, in landwirthschaftlich-topographisch-statistischer Hinsicht

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bald sich bei dem Zerdrücken des Kerns keine Milch mehr absondert, 
sondern einen mehlartigen Brei zwischen den Fingern zurückläßt, wenn 
nicht dieselben mißlichen Umstände, wie bei dem Roggen, einen früheren 
Schnitt nothwendig machen. Bei dem Weitzen wird wohl sehr häufig 
derselbe gar zu srüh vorgenommen, jedoch meistens auf Kosten der voll¬ 
ständigen Ausbildung des Kerns. Die Winter-Getreide, so wie der 
Sommer-Roggen, werden gemeiniglich im Bezirke mit der gewöhnlichen 
Sichel geschnitten, in einer Stoppelhöhe von 15 bis 18 Zoll, auf 
kurze Bänder gelegt, in schwache Garben gebunden und in pyramiden¬ 
artige Mandel gestellt, wobei 9 Garben ausrecht, in schiefer Richtung 
gegen die Mitte, stehen, und die 10. Garbe dachförmig über die Aehren 
gestürzt wird, um sie gegen Nässe zu schützen. Ein sehr zu empfehlen¬ 
des Verfahren für jedes feuchte Klima. Erst nach vollständig erlangter 
Härte des Kerns schreitet man zuin Einfahren bei schöner Witterung 
auf Wägen, deren Mitte mit einem großen Leintuche versehen ist, um 
das Ausfallen der untern Garbcnlage zu verhüten. Die Sommer¬ 
früchte, Gerste und Hafer, werden mit der üblichen Wieseusense auf 
Schwaden gemähet, einmal mit der Gabel gewendet, und nach gänz¬ 
lichem Abtrocknen auf Zeilen gegabelt, und mit dem gewöhnlichen Heu¬ 
wagen, wie Heu- oder Rittstroh, geladen und eingefahren. Neble Wit¬ 
terung bei der Ernte macht oft mehrmaliges Wenden nöthig, wobei 
viele Körner auf dem Acker bleiben, wenn nicht besondere Behutsamkeit 
angewendet wird. Ist nun alles, was die Gabel fassen kann, vom 
Felde geräumt, folgt der Rechen hintenher, um auch den Rest, größten- 
theils mit leeren Aehren, noch einzubringen. 
Dieses Verfahren läßt sich nur mit dem entschuldigen, daß in den 
meisten Jahren das Stroh der Sommerfrüchte selten die nöthige Länge 
zum Binden und Aufmandeln erreicht. 
21. Han f. 
Die Ernte des Hanfes beginnt mit Ausziehen des Fümmels (männ¬ 
licher Hanf). Sobald derselbe verblühet, und seinen Blüthenstaub zur 
Befruchtung des weiblichen Hanfes, was gewöhnlich zwischen dem Rog¬ 
gen- und Weitzenschnitt eintritt, abgegeben hat, wird derselbe ausgezo¬ 
gen, in armdicke Bünde gebunden, in die Wasserröste gelegt, und so 
lange daselbst gelassen, bis sich der Bast von dem Stengel leicht löset, 
ohne seine Haltbarkeit zu verlieren. Je nach dem Wärmegrade des Was¬ 
sers ist gemeiniglich die Röste in 10 bis 12 Tagen beendet, worauf der 
Fümmel aus dem Wasser genommen, auf einer Wiese oder einem eben 
gepflügten Felde gebreitet, nach vollständigein Abtrocknen in kleine Gar¬ 
ben gebunden, und einstweilen bis zur Reife des Hanfes aufbewahrt 
wird. Ungefähr Mitte September tritt die Reife des Hanfes ein; man 
beginnt mit dem Ausziehen, sobald die grüne äußere Hülse springt, und 
den innern Hanfkern mit grauer Farbe erscheinen läßt. Das Ausziehen
	        
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