Volltext: Ober-Oesterreich

~ S Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. L ^ 
sich nur mehr eine ältere Generation vorzustellen. Bloß das Kopftuch 
der Oberösterreicherin, wo möglich von schwarzer Seide mit den rück¬ 
wärts weit wegstehenden Enden, hat sich zu behaupten gewußt. Es kleidet 
aber auch zu gut! 
Die meisten besondern Gebräuche und Vorurtheile theilen die Be¬ 
wohner unseres Landes ebenfalls mit jenen der Nachbarländer. Wir 
müßten uns wiederholen, wenn wir in sie eingingen. Bemerkt werde 
bloß, daß der Festtag für die Jugend, der Pathentag, in einigen Gegenden 
Oberösterreichs auf Allerheiligen fällt. Vorzüglich mahlerisch gestaltet sich 
die Fronleichnamsprozession zu Hallstatt und Traunkirchen, wo sie auf 
dem See auf Schiffen abgehalten wird. Wir werden davon noch hören. 
Als Volksvergnügen dient der Tanz. Der Ländler ist zunächst ober¬ 
österreichscher Herkunft, die Cither national, wie in irgend einem andern 
Gebirgslande, der Jodler des Oberösterreichers im höchsten Grade voll¬ 
tönend. Das Kegelspiel genießt die allgemeinste Beliebtheit, im Winter 
wird im ganzen Lande fleißig Eis geschossen. Pferderennen ziehen, be¬ 
sonders im Jnnviertel, eine große Zuschauermenge herbei. Wirksamer 
wären freilich noch Hinrichtungen; ein Innviertler Wirth meinte „Ein 
Hängendes sei ihm lieber als Drei Rennende." 
Was die physische Kultur betrifft so ist der Getreideboden in den 
tieferen Gegenden des Traun- und Hausruckviertels und fast im ganzen 
Jnnviertel ein vorzüglicher, doch auch die Landwirthschaft weit vorge¬ 
schritten; neben Weizenfeldern gewahrt man überall fette Kleefelder. Im 
Mühlviertel giebt es fruchtbare Thäler, dafür macht die höhere Lage 
manche Theile des Viertels bloß zum Anbau von Erdäpfeln, Korn und 
Hafer geeignet. Nebstdem wird hier der Flachs viel gebaut und giebt 
es, wie in ganz Oberösterreich, auch ausgedehnte Hopfengärten. Endlich 
kommt in mehreren Gegenden des Viertels der Bau der Weberkarden vor. 
Im Hausruckviertel steht die Obstzucht auf ihrem Höhenpunkt im 
Lande. Man gab vor nicht langer Zeit die Mostfechsung eines dortigen 
großen Bauerngutes in einem guten Jahre auf 600—2000 Eimer 
Most an. 
Die Viehzucht blüht vornehmlich in den Alpengegenden. Auch der 
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