Volltext: Die Sanitätsverhältnisse der Landeshauptstadt Linz und der eventuelle Einfluss einer Wasserleitung auf dieselben

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In den Jahren 1879, 1880 und theihvaisa auch noch 1881 wurden vom Referenten 
sowie vom Apotheker und Garichtschamikor Frans Rücker zahlreiche Brunnenwässer 
einer mikroskopischen und chemischen Analyse unterzogen. 
Behufs der mikroskopischen Untersuchungen wurde das Wasser unter persön¬ 
licher Beaufsichtigung des Letztgenannten je in eine Flasche von 2 Liter Rauminhalt 
gefüllt, welche vorher mit concentrirter Schwefelsäure ausgewaschen worden war, um 
alle etwa in der Luft der Flasche enthaltenen organischen Keime zu zerstören, die 
Flasche hierauf mit einem Pfropf entfetteter Baumwolle leicht verstopft, und sodann 
mit Kautschuk oder Guttapercha-Papier fest zugebunden. 
Bei diesem Anlasse waren gleichzeitig die örtlichen Verhältnisse des Brunnens 
und seiner Umgebung, sowie die physikalischen Eigenschaften des Brunnenwassers 
Gegenstand der Beobachtung, wobei von einer Untersuchung der Temperatur desselben 
Umgang genommen wurde, nachdem eine grosse Reihe von Temperaturs-Beobachtungen 
des Grundwassers ohnehin vorliegt. Die chemische Analyse setzte sich die Eruirung 
des Gehaltes an kohlensauren Erden (Härtegrade), an gelöster organischer Substanz, 
an Ammoniak, salpetriger Säure, Salpetersäure, Chlor und Schwefelsäure zum Zwecke. 
Bei dem grossen Umfange des Untersuchungs-Materiales wurde sich hiebei einer 
vereinfachten Methode bedient, welche vom Sanitätsrath Dr. Max Boohr in der Eulen- 
turg’schen Zuschrift für gerichtliche Medicin und öffentliches Sanitätswesen XXV. Band 2. Heft 
1876 S. 384—404 publicirt worden ist. Diese Methode besteht darin, dass Probaflüssig- 
keiten hergestellt werden, welche die zu suchende Verbindung in jener Menge gelöst 
enthalten, die bei einem guten Trinkwasser nicht überschritten werden darf. 
Um darüber und darunter liegende Werthe bestimmen zu können, wurden auch 
entsprechend stärkere und schwächere Probeflüssigkeiten bereitet. 
Wurde eine gemessene Menge der Probeflüssigkeit und eine gleiche Menge des 
zu untersuchenden Brunnenwassers in einem Reagenzglase von einer bestimmten Weite 
mit dem entsprechenden Reagens versetzt, so mussten bei gleichwerthigem Gehalte die 
gleichen Reactionserscheinungen auftreten. 
Die beschriebene Methode kann wohl keinen Anspruch auf die Bedeutung einer 
eigentlichen quantitativen Analyse machen, ermöglicht aber doch auf eine schnelle Weise 
die Erzielung ziemlich befriedigender Resultate. Diese wurden in die Ausdrücke: 
„Spuren, schwach, massig, stark und sehr stark’' zusammengefasst, wobei der Bezeichnung 
„massig” die oben angeführten Kübel-Thiemann'schen Grenzwerthe zu Grunde gelegt 
wurden, während die Ausdrücke „schwach und stark” ctls um die Hälfte darunter und 
darüber, die Ausdrücke „Spuren und sehr stark” wieder unter und über den in zweiter 
Linie genannten Werthen liegend zu verstehen sind. Die Resultate dieser Analyse 
sind in dem weiter unten näher zu besprechenden allgemeinen Verzeichnisse niedergelegt. 
Endlich wurde im Jahre 1880 vom Stadtarzte Dr. Emcrich Stockhammer eine Reihe 
von Trinkwasser-Untersuchungen in Bezug auf Härte, Gehalt an gelösten organischen 
Verbindungen, Ammoniak, salpetriger und Salpetersäure, Kohlensäure, Schwefelsäure, 
Chlor und Eisen vorgenommen. 
Uber den Werth der einzelnen durch die chemische Analyse zu ermittelnden 
Stoffe, namentlich der aus organischen Verbindungen hervorgehenden, in Bezug auf 
die Beurtheilung der Qualität eines Trinkwassers ist bereits oben gehandelt und hiebei 
bemerkt worden, dass die nicht gelöste organische Substanz Gegenstand der mikro¬ 
skopischen Untersuchung sei. 
Diese Art der Untersuchung ist daher als eine nothwendige, ja unentbehrliche 
Ergänzung der chemischen Analyse zu betrachten, überhaupt für alle jene Stoffe, die 
auf chemischem Wege nicht näher festzustellen sind. 
Die durch Dr. V. Kissling an jenen Brunnenwässern, deren chemische Analyse 
durch Stadtarzt Dr. Pagl besorgt wurde, vorgenommenen mikroskopischen Untersuchungen 
sind in einem Anhänge an die letzteren enthalten. 
Vom Referenten wurde in Anschluss an die von Professor Schreinzer im Jahre 1877 
und vom Apotheker Rücker in den Jahren 1879—1881 durchgeführten chemischen 
Analysen die mikroskopische Untersuchung der betreffenden Brunnenwässer ausgeführt, 
deren Ergebnisse in dem mitfolgenden Verzeichnisse enthalten sind. (Tabelle XI.) 
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