3. Juni 1868 bis 28. October 1869 in Activität, hat in diesem Zeiträume im Ganzen
5 Sitzungen gehalten; in dem noch vorhandenen Brunnencataster erscheinen die
Untersuchungs-Ergebnisse von bloss 6 Brunnen eingetragen.
Es bedurfte wahrlich keines weiteren Beweises dafür, und die Commission
gelangte wohl selbst zu dieser Oberzeugung, dass die Trink wasserfrage von Linz auf
diesem Wege nicht gelöst werden könne.
Wie bekannt, wurde von dem Projecte der Einführung des Fass-Abortsystems
wieder Umgang genommen, und die Frage der Beschaffung besseren Trinkwassers auf
dem Wege einer Wasserleitung trat in den Vordergrund; allein sowohl der Vertrag
mit der Firma Moore und Pongratz vom 11. April 1871 auf Einführung einer Wasser¬
leitung, als auch das Project der deutschen Wasserwerksgesellschaft in Frankfurt
am Main vom Jahre 1876 sind gescheitert, und so ist denn die Trink wasserfrage von
Linz noch immer eine offene.
Um über die Qualität des Trinkwassers der Stadt Linz ein begründetes Urtheil
fällen zu können, ist es nothwendig, den Begriff eines „guten Trink wassers” überhaupt
festzustellen.
Im gewöhnlichen Loben gilt ein Trinkwasser als gut, welches klar, hell, geruchlos,
von erfrischendem Geschmacke, einer constanten, möglichst niedrigen Temperatur und
massig hart ist, d. h. eine nicht allzu grosse Menge erdiger Bestandteile enthält.
Auf diesem empirischen Wege der blossen Geschmacksbeurtheilung, hie und
da wohl auch aus auffällig nachtheiligen Wirkungen mancher Trinkwässer auf die
Gesundheit, hat sich, wie in dem Commissionsberichte vom Jahre 1860: „Das Wasser
in und um Wien” betreffend bemerkt wird, eine Art allgemeinen Urtheiles gebildet;
es sind manche Hausbrunnen in guten, manche in schlechten Ruf gekommen. Dieses
ganz subjective und nur selten auf klarer Überzeugung beruhende Urtheil kann nur
auf Grund wissenschaftlicher Untersuchung bestätigt oder berichtigt werden.
Es ist eine durch zahllose Wasseranalysen constatirte Thatsache, die z. B. eiuch
V. Pettenkofer aus seinen Beobachtungen entnommen hat, dass die Verunreinigung des
Brunnenwassers durch Stoffe aus Cloaken und Senkgruben erfolgen kann, ohne dass
wir durch Geruch oder Geschmack das Geringste wahrnehmen. Wenn das Trinkwasser
nur klar, geruchlos und frisch ist, so geniessen die meisten Menschen nur zu häufig
im besten Glauben und Vertrauen ein Wasser, welches sie für rein halten, ohne zu
ahnen, was für bedenkliche Stoffe sie mit demselben in sich aufnehmen.
Die Analysen der Brunnenwässer von Linz haben nicht selten ergeben, dass
gerade jene Wässer, welche bei Hausbesitzern und im Publicum überhaupt von jeher
als „gutw gegolten haben, diesen Ruf in sehr unverdienter Weise geniessen.
Die Wissenschaft hat sich heutzutage für gewisse Grundsätze geeinigt, nach
welchen die Güte eines Wassers ganz objectiv und vorurtheilsfrei beurtheilt werden
kann: sie hat für die in sanitärer Beziehung wichtigsten Stoffe bestimmte Grenzwerthe
aufgestellt, bei deren Überschreitung das Wasser für die menschliche Gesundheit als
bedenklich oder geradezu schädlich bezeichnet werden muss.
Diese Grenzzahlen haben allerdings nur einen relativen Werth, sie sind mehr
oder minder hochgegriffen, je nachdem man an ein Trinkwasser strengere oder mildere
Anforderungen stellt, und sie müssen daher dem fortschreitenden Stande der Wissen¬
schaft entsprechend einer wiederholten Prüfung und Sichtung unterzogen werden.
Gegenwärtig werden bei Entscheidung über die Qualität eines fraglichen Wassers
von den meisten Chemikern jene Grundsätze angenommen, welche in Dr. Kubel-
Thiemanns „Untersuchung von Wasser zu gewerblichen Zwecken oder als Trinkwasser”
U. Auflage 1874 aufgestellt sind, und wie sie auch den meisten der in der Stadt Linz
ausgeführten Analysen zu Grunde gelegt wurden.
Diesem nach muss das Wasser nach folgenden Eigenschaften beurtheilt werden:
1. Klarheit. Farbe und Geruchlosigkeit des Wassers. Eine gelbliche, braungelbe oder
grünliche Färbung deutet auf gelöste organische Substanzen, eine Trübung auf die