9
ziemlicher Sicherheit rück schließen, und es kann der Äusserung in dem Berichte des
Wiener Stadtphysikates vom Jahre 1876 S, 133 nur vollkommen beigestimmt werden,
welche lautet:
„Die in den Krankenhäusern gemachten Beobachtungen geben hinsichtlich der
Morbidität ausreichende Aufschlüsse, und hat die Annahme gewiss Berechtigung, dass
dasjenige, was in grossen Spitälern einer Stadt sowohl in normalen Zeiten als auch
während einer Epidemie zur Beobachtung kommt, immerhin auch als Ausdruck jener
Vorgänge aufzufassen ist, welche zu eben dieser Zeit bei der Bevölkerung der Stadt
selbst zur Abwicklung gelangen.* Bricht in dieser eine Epidemie aus, so erscheinen
im Spitale die ersten Aufnahmsfalle; hier und dort drücken sich das Erscheinen,
Culminiren, Abnehmen und Erlöschen in äquivalenten Ziffern aus; hier und dort zeigt sich
dasselbe Krankheitsbild, derselbe Krankheitsverlauf. Hier und dort kann die Frage der
Provenienz der Fälle und etwaiger Krankheitsherde in Berücksichtigung gezogen werden/
Gleich den Berechnungen über die Mortalität wurden die 20 Jahre, 1855 bis
1874, als jener Zeitraum gewählt, über welchen eine Zusammenstellung aller jener in
den Krankenhäusern in Lihz vorgekommenen Erkrankungs-Hauptformen unternommen
wurde, welche für die Beurtheilung der Morbidität der Bevölkerung als massgebend
angenommen werden können.
Die Krankenhäuser in Linz sind und zwar nach der Zeit ihres Bestehens:
1. Das Ordensspital der Elisabethinerinnen, ausschliesslich für weibliche Kranke,
mit . 75 Betten,
2. Das Ordensspital der barmherzigen Brüder, ausschliesslich für männliche
Kranke, mit ,.,90 Betten.
3. Das Ordensspital der barmherzigen Schwestern, theils für männliche,
theils für weibliche Kranke und einer Abtheilung für Kinder, mit . 52 Betten.
4. Das städtische allgemeine Krankenhaus mit . . . 160 Betten.
Gesammtbelegraum . .377 Betten.
Die vier 1 lauptgruppen der Krankheiten, nach welchen die einzelnen Erkrankungen
für jedes der genannten Krankenhäuser und für jeden Monat der 20jährigen Periode
1855 bis 1874, mit Ausnahme des erst im Jahre 1868 eröffneten allgemeinen Kranken¬
hauses, verzeichnet wurden, sind:
1. Gruppe: Blattern, Masern, Scharlach (einschliesslich Diphtheritis), Gesichtsrose,
inbegriffen unter der gemeinschaftlichen Bezeichnung „acute Exantheme*.
2. Gruppe: Unterleibstyphus, acuter Magen- und Darmkatarrh, Cholera, Ruhr,
Wechselfieber, Scorbut, inbegriffen unter dem zwar nicht für alle, aber doch an¬
näherungsweise zutreffenden Namen: Malariakrankheiten*.
Diese beiden Gruppen werden gewöhnlich unter der gemeinschaftlichen Be¬
zeichnung „Infectionskrankheiten* zusammengefasst.
3. Gruppe: Entzündliche Krankheiten der Athmungsorgane.
4. Gruppe: Lungentuberculose.
Die hierüber ausgearbeitete ziffermässige Zusammenstellung bezieht sich streng
genommen nur auf die Bevölkerung von Linz, und wurden alle von anderen Orten
her in die Krankenhäuser überbrachten Individuen ausgeschieden.
Die die einzelnen Krankenhäuser betreffenden Berechnungen wurden nach den
vier Krankheitsgruppen in je eine Sammeltabelle übertragen, aus welchen folgendes
Resultat sich ergibt:
Die Zahl der an acuten Exanthemen Behandelten belief sich in dem oben angeführten
20jährigen Zeiträume auf 1624. Die stärkste Aufnahme fiel auf die Monate December
und Jänner, die geringste auf den Monat October, dann zunächst auf die Monate
Juli, August und September.
Die Zahl der an Malariakrankheiten Überbrachten betrug 5738; die grösste Frequenz
fand statt im August, die geringste im Februar.
Wie ein Rückblick auf Tabelle II zeigt, fällt die Steigerung im August mit
dem nach vorausgegangenem hohen Grundwasserstande im Mai, Juni und Juli begonnenen
Zurücktreten desselben augenscheinlich zusammen.
3