Volltext: England, der Feind [16]

abhängigkeit für die deutsche Zukunft. Das politische Programm 
Großbritanniens dagegen war und mußte nach den ausgeführten 
Grundgedanken dieser britischen Politik sein: ein Programm der 
Abhängigkeit von der einen, der autoritativen Vormundschaft von 
der anderen Seite gesehen. 
Dazu kam die rein maritime Seite. Das deutsche Flotten¬ 
programm von 1900, auf dessen Boden wir im großen und 
ganzen heute noch stehen, betrachtete man in England als eine 
unerhörte Anmaßung und als einen Beweis der feindseligen Ge¬ 
sinnung Deutschlands. Andererseits ist es aber ein völliger, frei¬ 
lich immer von englischer Seite genährter Irrtum, wenn man in 
Deutschland angenommen hat: die deutsche Flottenpolitik sei der 
eigentliche Grund des deutsch-englischen Mißverhältnisses gewesen. 
Gerade damals, als das große Flottengesetz entstand und vor¬ 
handen war, kamen die Chamberlainschen Annäherungsversuche; 
auch die anderen Mitglieder der damaligen britischen Regierung 
wünschten das Zusammengehen mit Deutschland. Eine Anmaßung 
erschien den Engländern das deutsche Flottenprogramm, aber ihre 
Besorgnis erregte es nicht. Man sah dieses Programm als einen 
sorgfältig ausgearbeiteten Plan an, der auf dem Papiere stände, 
aber niemals durchgeführt werden würde. Englische Besorgnisse 
nach dieser Seite kamen erst später und lagen auch dann auf einem 
anderen Gebiete, als meist bei uns angenommen wird. Wie die 
Briten aber gewohnt sind, in derartigen Fragen rechtzeitig für 
die Zukunft vorzusorgen, so war ihnen der deutsche Wille, eine 
Flotte zu schaffen, beachtenswert genug: wenn es Deutschland 
auch nur gelänge, aus dem Zustande völliger Wehrlosigkeit zur 
See herauszugelangen, müsse das für Großbritannien die Ankosten 
seiner Vorherrschaft zur See und auf dem europäischen Festlande 
erhöhen. 
Am schwersten wurde damals allerdings empfunden, daß 
Deutschland sich weigerte, der britischen Politik gegen Rußland 
Gefolgschaft zu leisten. So kam das englisch-japanische Bündnis 
ohne Deutschland zustande, und im Jahre 1904 gelang es Japan 
unter englischer Ägide, Rußlands große ostasiatische Pläne zu 
zertrümmern und die russische Bewegungsfähigkeit auf Jahre 
hinaus zu lähmen. Vorher schon hatte König Eduard, unmittelbar 
nach seiner Thronbesteigung, begonnen, den geschichtlichen Gegensatz 
zwischen Großbritannien und Frankreich zu beseitigen. Die An¬ 
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