Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Das Balkanproblem 
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... Der Dreibund hat während dreißig Jahren den Weltfrieden gesichert, 
weil er unter der Führung Deutschlands stand, das mit der politischen Gliederung 
Europas zufrieden war. Die neue Gruppierung bedroht ihn, weil sie aus Mächten 
besteht, die eine Revision des Status quo anstreben, und zwar in so hohem Grade, 
daß sie Gefühle jahrhundertelangen Lasses zum Schweigen gebracht haben, um 
diesen Wunsch verwirklichen zu können.) 
Am 27. Januar 1908 (Nr. 39) schreibt Greindl: 
.. Ea politique dirigée par le Roi Edouard VII sous le prétexte de 
garantir l’Europe du péril allemand imaginaire a créé un danger français 
trop réel et qui nous menace en première ligne.“ 
(Die Politik, die König Eduard VII. unter dem Vorwand führt, Europa vor 
einer imaginären deutschen Gefahr zu retten, hat eine nur allzu wirkliche französische 
Gefahr heraufbeschworen, die für uns in erster Linie bedrohlich ist.) 
Baron Guillaume berichtet am 16. Januar 1914 (Nr. 110) an Da¬ 
vignon: 
„... J’ai déjà eu l’honneur de vous dire que se sont MM. Poincaré, 
Delcassé, Millerand et leurs amis qui ont inventé et poursuivi la politique 
nationaliste, cocardière et chauvine dont nous avons constaté la renaissance. 
C’est un danger pour l’Europe — et pour la Belgique .. 
(Ich hatte schon die Ehre, Ihnen zu berichten, daß es die Lerren Poincaré, 
Delcassé, Millerand und ihre Freunde gewesen sind, die die nationalistische, mili¬ 
taristische und chauvinistische Poliük erfunden und befolgt haben, deren Wieder¬ 
erstehen wir festgestellt haben. Sie bildet eine Gefahr für Europa und — für 
Belgien.) 
(9) AdalbertWahl schreibt hierzu in seiner „Geschichte des europäischen 
Staatensystems im Zeitalter der französischen Revolution und der 
Freiheitskriege" (München und Berlin 1912) Seite 16: „Auch mit seinen 
neuen Vorschlägen hatte Preußen in London kein Glück (vornehmlich August 
1789), vor allem, weil England besorgte, ein unabhängiges Belgien würde 
dem französischen Einfluß anheimfallen." 
Das Balkanproblem 
(10) In seiner Rede führte Fürst Bülow eine Instruktion an, die er in diesen 
Tagen an den deutschen Botschafter in Wien ergehen ließ. Es heißt darin, 
die deutsche Staatsleitung hätte weder Veranlassung noch Neigung, das Vorgehen 
Hsterreich-Angarns zu kritisieren, wohl aber den festen Willen, in Erfüllung ihrer 
Bündnispflichten an Österreichs Seite zu stehen und zu bleiben. Auch für den 
Fall, daß Schwierigkeiten und Komplikationen entstehen sollten, würde der Ver¬ 
bündete auf sie rechnen können. 
Im Verlauf der Rede äußerte Bülow: . .Meine Herren, ich habe irgendwo 
ein höhnisches Wort gelesen über unsere Vasallenschaft gegenüber Österreich- 
Ungarn. Das Wort ist einfältig. Es gibt hier keinen Streit um den Vortritt 
wie zwischen den beiden Königinnen im Nibelungenliede; aber die Nibelungen¬ 
treue wollen wir aus unserem Verhältnis zu Österreich-Angarn nicht ausschalten, 
die wollen wir gegenseitig wahren..."
	        
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