Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

302 Der Feldzug in Galizien und Südpolen bis zum 15. Sept. 1914 
marsch überliefert und das Dnjestrtal bis zur Wereszyca aufgerissen. Die 
Stellung bei Lemberg war also in der rechten Flanke umfaßt und damit die 
ganze Aufstellung des k. u. k. Leeres ins Wanken gebracht. Die siegreich 
gegen Grubieszow vordringende Armee Auffenberg und die immer noch in 
aussichtsvollem Kampf um Lublin stehende Armee Dankl waren bereits im 
Rücken gefährdet. Lemberg war zum Flankensiützpunkt geworden, als 
solcher aber bedroht, da die auf Lemberg zurückgegangene Armee Bruder¬ 
mann sich gezwungen sah, dort nach zwei Seiten Front zu machen und in 
drangvoller Enge noch einmal zu schlagen, mit der Aussicht, vollends nach 
Lemberg hineingeworfen und dort eingeschlossen zu werden. 
Die strategische Lage am- 30. August 
Die strategische Lage, die am 30. August auf dem Kartentisch des öster¬ 
reichischen Hauptquartiers eingezeichnet wurde, hätte den kaltblütigsten 
Feldherrn erschrecken können und den wagemutigsten vor die Erwägung ge- 
stellt, ob es nicht am besten sei, das Leer ohne Verzug hinter den San zurück¬ 
zunehmen und sich so rasch als möglich vom Feind zu lösen. Das ist nicht 
geschehen. Noch einmal sehen wir den Angriffsgedanken triumphieren, den 
die österreichisch-ungarische Leeresleitung von Anbeginn an und in allen 
Wettern und Nöten dieser entscheidungsschwangeren August- und Sep¬ 
tembertage hochgehalten hat. Die k. u. k. Armeen ließen den Feind nicht 
los, solange sie Raum zur freien Bewegung und die Loffnung hatten, ihm 
das Gesetz aufzuerlegen. Auch wurde jeder Tag Gewinn auf anderen 
Kriegsschauplätzen angerechnet. Nicht zuletzt aber sprach wohl die Not¬ 
wendigkeit, die exzentrisch fechtende Armee Auffenberg zurückzuholen, für 
eine Fortsetzung der Schlacht. 
Demgemäß wurden am 31. August in Przemysl alle Anordnungen ge¬ 
troffen, den Kampf gegen die Einfallsarmeen des Zaren wieder aufzunehmen 
und noch einmal bei Lemberg zu schlagen. 
Zunächst handelte es sich darum, die rechte Flanke der 3. Armee und 
des ganzen Leeres zu sichern, indem man der Achsendrehung entsprechend 
den Südflügel hinter die Wereszyca zurücknahm. Gleichzeitig erging an alle 
am Dnjestr stehenden Abteilungen der Befehl, sich flußaufwärts zu sammeln. 
Lzernowitz und Stanislau wurden geräumt und die 2. Armee noch tiefer 
gestaffelt. Die ganze Bukowina hätte dem Feinde offengelegen, wenn nicht 
Gendarmerieoberst Fischer Grenzer und Gendarmen gesammelt und den 
Russen den Widerstand regulärer Kräfte vorgetäuscht hätte. 
Die 3. Armee, die mit dem Bewußtsein vom Schlachtfeld geschieden 
war, einem Angriff weit überlegener Kräfte die Stirn geboten zu haben, war 
trotz ihrer schweren Verluste und der großen Erschöpfung gewillt und fähig,.
	        
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