Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

300 Der Feldzug in Galizien und Südpolen bis zum 15. Sept. 1914 
zeichen zu den Russen hinüber und wiesen ihnen Ziel und Richtung. Von 
Brody her stiegen Staubwolken marschierender Reserven auf, die in un¬ 
erschöpflicher Fülle aus dem wolhynischen Festungsdreieck hervorbrachen, 
obwohl zur selben Stunde auch zwischen Zamosc und Laszczow um die Ent¬ 
scheidung gerungen wurde — es war kein anderes Ende abzusehen, als das 
vollständiger Erschöpfung. 
Der Kamps brannte weiter. Langsam war die Sonne über die Mittags¬ 
höhe hinausgelangt. Als sie hinter dem von banger Erwartung fiebernden, 
vom Echo der Schlacht umbrausten Lemberg hinunterstieg und nun den Russen 
ins Gesicht stach, lagen die Siebenbürgener und Steiermärker immer noch 
in ihren Stellungen. Rur vorgeschobene Linien waren verloren gegangen 
und der rechte Flügel des XII. Korps gezwungen worden, nach Südwesten 
zu schwenken und sich durch kurze Gegenstöße Lust zu machen. Die Lage 
Brudermanns war also in der Mitte verhältnismäßig günstig. Am linken 
Flügel hatte der Feind noch nicht mit aller Kraft angegriffen. 
Am so bedrohlicher gestaltete sich in den späteren Nachmittagsstunden 
die Lage am äußersten rechten Flügel. Lier begannen sich Durchbrechung 
und Amfassung erschreckend abzuzeichnen. Das VII. Korps war zwar gegen 
Ruda vorgegangen, um die bedrängte Flügeldivision des XII. Korps zu 
entlasten, sah sich aber schon an der Straßengabelung nordwestlich Rohatyn 
in ein schweres Ringen verwickelt, das es alsbald an die Stelle bannte. Alle 
Versuche, gegen Ruda vorzustoßen und in den Kampf der Siebenbürgener 
einzugreifen, scheiterten. 
Noch schlimmer erging es der 27. Lonveddivision. Sie geriet bei 
Rohatyn in einen furchtbaren Feuerüberfall Brussilows, der im Nu ihre 
Verbände zerriß, und wurde danach von einem Gewaltstoß überlegener 
Kräfte vollends eingedrückt. Als sie zurückflutete, war das Schicksal der 
Schlacht entschieden, obwohl noch bis zum anderen Abend gekämpft wurde. 
In der Nacht auf den 30. August sehten die Russen auf der ganzen 
Front zum Angriff an. Noch einmal schlugen das III. und XII. Korps 
die Vorstöße in erbitterten Nahkämpfen ab, das VII. Korps hingegen 
wurde zum Weichen gebracht, Rohatyn fiel in die Land der Russen, der 
Schlüsselpunkt der Stellungen der rechten Flügelgruppe war verloren. Ver¬ 
geblich waren die Anstrengungen der bei Lalicz bereitgestellten 38. Division 
und von Teilen der 43. Landwehrdivision, den Russen in die Flanke zu 
fallen. Bis auf die Löhen von Bolszowce hatten diese Truppen den Angriff 
getragen, da warf sie ein Gegenstoß des von Brusfilow geführten VIII. rus¬ 
sischen Korps in den Brückenkopf zurück. Nun war der Durchbruch bei 
Rohatyn nicht mehr aufzuhalten. Auch das VII. österreichische Korps, 
das fruchtlos bei Ruda gefochten und jetzt seine eigene rechte Flanke 
entblößt sah, konnte nicht mehr mit Nutzen eingesetzt werden und ging 
zurück.
	        
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