Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

278 Der Feldzug in Galizien und Südpolen bis zum 15. Sept. 1914 
Seit der Mobilmachung waren zwei Wochen verstrichen. Auf dem 
westlichen Kriegsschauplatz waren schon größere Treffen ausgefochten worden 
und jetzt in Belgien und Lothringen eine allgemeine Schlacht im Gange. 
Im preußischen Norden kämpfte die kleine deutsche Ostarmee unter un¬ 
günstigen Amständen gegen die 1. und 2. russische Armee, deren volle Stärke 
noch nicht ermittelt war, und an der Drina und Save lag die 5. k. u. k. Armee 
in schwerem Kampf verstrickt, aus dem sie sich nach dem Abzug Boehm- 
Ermollis unter großen Opfern lösen mußte. Jetzt war der Augenblick des 
Handelns auch für die in Galizien stehende k. u. k. Leeresmacht gekommen, 
und ihr Landein und Verhalten fiel — das war bei kühler Erwägung der 
allgemeinen Lage klar ersichtlich — entscheidend ins Gewicht. Auf seiten 
der Entente aber erwartete man alles von den frühbereiten russischen Massen 
und sollte sich darin auch nur zum Teil getäuscht haben. 
Das Treffen bei Krasnik 
General Dank! war im Vormarsch. Die 1. Armee quälte sich schon 
rüstig durch die versumpften Waldungen des Grenzlandes, um nüt dem 
rechten Flügel rechtzeitig die Löhen von Frampol und Ianow in Besitz 
zu nehmen und links die Karlislowka zu erreichen. Geschütze und Fuhrwerke 
versanken bis zur Nabe, Fieberlust brütete über dem schweißdampfenden 
Leere, auf das des Tags eine heiße Sonne, des Nachts ein Mond von 
ungeheurer Größe herabblickte. An der Weichsel knallten verlorene Schüsse. 
Da erklang der dröhnende Gesang deutscher Luftschrauben im heißen Sommer- 
Himmel über dem Strome. Es war das Schütte-Lanz-Schiff, das in der 
Frühe in Schlesien aufgestiegen war und von Iwangorod herkam, wo es 
mit wütendem Feuer empfangen worden war. Das Schiff flog stromauf, 
wärts, erreichte Przemyfl und gab dort wichtige Erkundungen ab, die das 
Oberkommando in seiner Ansicht bestärkten und dern Vormarsch gegen 
Krasnik und Lublin zugut kamen. 
Die Vorhuten Dankls hatten bereits die hügelige Gegend nördlich der 
Tanewniederung erreicht. Das X. Korps marschierte am rechten Flügel, 
in der Mitte das V. Korps und auf dem linken Flügel das I. Korps. Am 
23. August überschritt die Armee die Sanna und die Karlislowka und drang in 
breiter Front gegen den Straßenstern von Krasnik vor, der die Verbindungen 
in der Richtung auf Lublin beherrschte. Lier traf sie auf den Feind. Zwei 
Ruffenkorps hatten sich auf der Linie Swieciechow—Goseieradow—Polichna 
aufgestellt und sicherten Krasnik gegen Südwesien. Das I. Korps Danks 
geriet zuerst in das Gefecht, das bald auch die äußere Division des rechts 
anschließenden V. Korps erfaßte. Die ihm gegenüberstehenden russischen 
Korps gehörten der rechten Flügelgruppe an. Es war die 4. russische Armee,
	        
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