Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

258 Der Feldzug in Ostpreußen bis zum 15. September 1914 
gezaudert hatte, fand im Einvernehmen mit dem Großfürsten den Entschluß 
zum allgemeinen Rückzug, statt seinem geschlagenen Flügel zu Lilfe zu eilen 
und die Schlacht mit verwandter Front und offener Flanke durchzufechten. 
Es war die höchste Zeit, denn am 10. September schwenkte die 1. Division 
des I. Korps nach Norden ein und stieß nun in der Richtung über Goldap 
nach Stallupönen auf die große Rückzugsstraße des russischen Zentrums vor. 
Links vom I. Korps war Mackensens XVII. Korps am 8. und 9. Sep¬ 
tember zwischen dem Spirdingsee und dem Löwentinsee aus dem Ausfalltor 
der Feste Lötzen vorgebrochen und hatte Kruglanken und Possessern genommen. 
Besonders schwer war der Kampf, den die 36. Division um Possessern und 
Willenden zu führen hatte, wo die Russen sich immer aufs neue in festen 
Stellungen zu setzen suchten. Hier entfaltete die Artillerie von beiden Seiten 
eine außerordentliche Tätigkeit. Der Sieg blieb den schweren deutschen 
Kalibern. Die Amfassung hob die mürbe geschossenen Stellungen immer 
wieder aus den Angeln, und am 10. September hatte auch das XVII. Korps 
die Linie Goldap—Angerburg erstritten. 
Das XX. Korps griff am 8. September bei Rosenthal nördlich Rasten¬ 
burg an und warf den Feind am 9. September auf Angerburg—Drengfurt 
zurück. Hier machte sich die Amfassung schon am 9. September sehr stark 
geltend, die Russen führten anscheinend nur noch Rückzugsgefechte, um ihre 
Mitte und ihren rechten Flügel nicht auch noch in der Zange zu lassen, die 
von Goldap—Angerburg herübergriff. 
Der Kampf des XX. Korps wurde in voller Bewegung ausgefochte». 
Zn Hellen Flammen standen die Dörfer zwischen Drengfurt und Gerdauen, rote 
Sonne stach aus dem Qualm, glühende Sommerhitze stand über dem verödeten 
Land, aus dem der Russe unter Sengen und Brennen den Rückzug antrat. 
Das XI. Korps hatte am 9. September den Angriff eröffnet und 
Sechserben südwestlich Nordenburg und Fritzendorf, Molthainen und 
Assaunen südöstlich von Gerdauen genommen. Rittlings der Bahnlinie 
trieb es die Russen am 10. September über Groß-Karpowen und Groß- 
Bajohren in der Richtung auf Gumbinnen zurück, wo seine beiden Divisionen 
am 13. September anlangten. Die Russen hatten sich am 12. noch einmal 
bei Tarputschen und Lemkimmen nordwestlich Darkehmen gesetzt, waren 
aber von der 22. Division über den Laufen geworfen worden. 
Zwischen Angerapp und Rominte fegten hier auf dem Schlachtfeld 
des 20. August die siegreichen Truppen des I., XVII., XX. und XI. Korps 
die Trümmer des geschlagenen russischen Armeeflügels zusammen. Nur 
kümmerliche Reste entwichen auf Stallupönen. 
Zn der Mitte ihrer Aufstellung, auf der Linie Gerdauen—Allenburg, 
hatten die Russen dem I. Reservekorps und dem Gardereservekorps am 
8. und 9. September mit starken Massen die Stirn geboten. Aber die An¬ 
griffe erfolgten mit einer Wucht, die auch diese starke Stellung ins Wanken
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.