Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

240 Der Feldzug in Ostpreußen bis zum 15. September 1914 
jeden Augenblick in Nachteil verkehren. Ziehen sich die Gegner um die 
Zentralstellung zusammen und kreisen den Znnenstehenden ein, so wird sie 
zur Todesfälle. 
Es war eine der schwierigsten strategischen und taktischen Aufgaben, die 
der deutsche Feldherr sich gestellt sah. Ähnlich stand Napoleon im Feldzug 
von 1814 zwischen Schwarzenberg und Blücher, Benedek im Zuni 1866 
bei Königgräh zwischen den Armeen des Prinzen Friedrich Karl und des 
Kronprinzen von Preußen von Einkreisung und Vernichtung bedroht, und 
der Schlachtenkaiser war nur imstande, durch blitzschnelles Lin- und Ler- 
werfen seiner kleinen Armee den konzentrischen Vormarsch der Verbündeten 
in glänzenden Gefechten zu hemmen und zu unterbrechen, ohne den Feldzug 
gewinnen zu können, der österreichische General nur fähig, die Entscheidungs- 
schlacht in seiner Zentralstellung zu erwarten, um bei Königgräh dem gemein- 
samen Angriff der preußischen Armeen nach tapferstem Widerstand zu er¬ 
liegen. 
Die großen Entscheidungen 
Die Schlacht bei Tannenberg 
General ». Lindenburg beschloß, Samsonow mit versammelten Kräften 
anzugreifen, und sofort, nachdem ihm mehr als Teilsiege, wie sie Napoleon 
zwischen Marne und Aisne erfochten, mehr ein Erfolg, wie ihn Napoleon 
im Juni 1815 bei Ligny errungen, das heißt, wenn ihm eine entscheidende 
Niederkämpfung der 2. Armee geglückt war, die Armee General Rennen- 
kampfs anzufallen und diesem mit versammelten, durch neuen Zuzug ver- 
stärkten Kräften ebenfalls eine Niederlage zu bereiten. Zur Ausführung 
dieses Operationsplanes standen dem Führer der Ostarmee nur wenige Tage 
zur Verfügung, denn jeden Augenblick konnte General Rennenkampf zur 
Erkenntnis der Sachlage kommen, sein Lauptquartier im wirtlichen „Dessauer 
Los" zu Insterburg aufheben, ein Beobachtungskorps vor Königsberg stehen 
lassen und mit fünf Korps auf Allenstein marschieren, um Lindenburg in den 
Rücken zu fallen. 
And trotzdem durfte Lindenburg hinwiederum nicht eher zum Schlage 
gegen Samsonow ausholen, bis dieser ihm griffgerecht gegenüberstand. Jeder 
Schritt auf die 2. russische Armee zu entblößte Flanke und Rücken, verlängerte 
im Falle einer ungünstigen Wendung die Rückzugslinie und verringerte die 
taktischen und strategischen Aussichten der Schlacht. Es galt daher, die 
Russen in das Gebiet der kleinen Seen zwischen Asedom und Lohenstein 
hineinzuziehen und ihnen die Notwendigkeit aufzuerlegen, in dieser drangvollen 
Lage mit halbverwandter Front zu schlagen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.