Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

232 Der Feldzug in Ostpreußen bis zum 15. September 1914 
Das I. Reservekorps folgte, auch die 3. Reservedivision und di« 
72. Reservebrigade gliederten sich an. Das war alles, was Prittwitz gegen 
die Armee Rennenkampfs ins Feld führen konnte. Von dieser kamen vier 
Korps und sechs Neservedivisionen für den Kampf auf der Linie Gumbinnen— 
Goldap in Betracht. Die Grodnoer Flügelgruppe in der Stärke von zwei 
Korps und zwei Schützenbrigaden war noch nicht in der Flanke der Deutschen 
sichtbar geworden. Am so lebhafter schlug sich bereits die einzige Kavallerie, 
división, über die Prittwitz verfügte, seit einigen Tagen mit dem russischen 
Gardekavalleriekorps herum. 
Auch in Ostpreußen war damals strahlendes Spätsommerwetter, aber 
tief hing das Schicksalsgewölk über dem kleinen Preußenheer, das auf der 
Rominter Leide in einen ungleichen Kampf ging, während an der Südgrenze 
der Provinz, auf der Straße zwischen Weichsel und Orzyc, sich schon eine 
zweite russische Armee von mehr als 200 000 Mann in seinen Rücken wälzte. 
Einsam stand dort das XX. Korps zwischen Mlawa und Willenberg auf 
der Wacht, um diesem Einbruch achtfacher Übermacht die Spitze zu bieten. 
Das I. Armeekorps, das bei Stallupönen allein gestritten und mit den 
erbeuteten Gefangenen und Trophäen Schritt für Schritt auf Gumbinnen 
gewichen war, wurde am 18. August zum linken Flügelkorps. Rechts schob 
sich das XVII. Korps heran, das am Nachmittag des 19. August Befehl 
erhalten hatte, zur Anterstützung des I. Korps vorzugehen. General 
v. Mackensen setzte seine Truppen hierzu unverzüglich in Bewegung und 
erreichte in einem scharfen Nachtmarsch, der in zwei Kolonnen angetreten 
wurde, die Rominte. Es war 2 ühr morgens, als das XVII. Korps hinter 
dem Leideflüßchen in Stellung ging. Bei Tagesanbruch, als die Föhren- 
spitzen sich zart vom bernsteinfarbenen Limmel abhoben, griffen die West. 
Preußen an. Rechts vom XVII. Korps, das die Mitte der Schlachtordnung 
bildete, kämpfte das I. Reservekorps, dem sich die 3. Reservedivision und 
die 72. Reservebrigade, nach rechts auseinandergezogen, als Flankenschutz 
anschlössen. Das Korps Mackensen hatte den Stirnkampf zu führen, während 
die Flügelkorps den Gegner zu umfassen trachteten. 
Es war ein schweres, verlustreiches Ringen. Schon in dieser ersten 
Russenschlacht stießen die Deutschen auf zauberhaft rasch entstandene Feld¬ 
befestigungen, in denen die russische Infanterie bis zum Kinn eingegraben 
stand. Zahlreiche und gut ausgebildete leichte und schwere Artillerie empfing 
die preußischen Truppen, deren Schwarmlinien den Angriff in schlanken 
Sprüngen über Lalm und Leide trugen, mit mörderischem Feuer. 
Mackensens Ansturm warf die vorgeschobenen russischen Abteilungen, 
die vor seiner Front auftraten, über den Laufen. Die russische Mitte erschien 
bereits eingedrückt, als das XVII. Korps auf geschickt angelegte und stark 
ausgebaute Stellungen stieß und der Angriff zum Stehen kam. Die russi¬ 
schen Feldbefestigungen waren so weit ausgedehnt, daß das XVII. Korps
	        
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