Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die deutschen Gegenmaßnahmen 
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zur Ahndung des Franktireurkrieges, sondern von der Ankultur ihrer Kosaken- 
truppen verraten, den Brand in die deutschen Dörfer warfen und sich an 
der Bevölkerung in entsetzlicher Weise vergingen. Nasch bedeckten sich 
die landeinwärts führenden Straßen mit Flüchtlingen, die den Schrecken 
ins Innere trugen. 
Die deutschen Gegenmaßnahmen 
Anheilkündend erschienen die Vertriebenen diesseits der Wälder- und 
Seenschranke. Noch umbrandeten die russischen Neiterschwärme nur den 
Vorstrand des offen daliegenden Landes, aber jetzt glaubte das Ohr das 
Getöse gewaltiger Leeresmassen zu vernehmen, die aus den Ausfallstellungen 
der Njemen- und Narewfront hervorbrachen und sich auf den beiden 
großen Anmarschstraßen Kowno—Gumbinnen und Warschau—Soldau 
heranwälzten. 
Die deutsche Verteidigung war auf die schwachen Kräfte des L, XVII. 
und XX. Armeekorps, des I. Reservearmeekorps und der 3. Reserve- 
division gestellt, die, von Landwehrregimentern und Landsturm unterstützt, 
ein Gebiet von mehr als 40 000 Quadratkilometern, eine Kornkammer des 
Reiches, vor Verwüstung schützen und dem Feind den Vormarsch über die 
preußische Weichsel verwehren sollten. 
Die strategische Aufgabe, die diesen schwachen deutschen Kräften vor- 
behalten war, konnte nur so lange durch Einhaltung der feindlichen Offensive 
gelöst werden, als es glückte, aus den inneren Linien frei zu operieren und 
auf dem gut ausgebauten Eisenbahnnetz die Truppen nach Bedarf zu be- 
wegen. In den ersten Tagen genügte der als Schleier vor die Front ge¬ 
worfene Grenzschutz, um die russischen Einbrüche abzuwehren und im Verein 
mit den Fliegern den Anmarsch stärkerer Gruppen zu erkunden, später aber 
wäre diese Zersplitterung der Kräfte verderblich geworden. Ein dünner 
Kordon, der um die weitgeschwungene, noch dazu rechtwinklig abgebogene 
Grenze gelegt worden wäre, hätte nicht die geringste Widerstandsfähigkeit 
besessen. Generaloberst v. Prittwitz, dem der Oberbefehl über die 8. Armee 
übertragen war, wies daher dem I. Armeekorps als Grundstellung den 
Raum von Insterburg an, stellte das XX. Korps zwischen Ortelsburg und 
Soldau auf und schob als Verbindungsstaffel schwächere Kräfte nach Lyck 
vor. Dadurch entstand eine Ost- und eine Südgruppe, die durch die Bahn 
Allenstein—Insterburg unmittelbar verbunden blieben und dmch die vor¬ 
geschobene Stellung bei Lyck und Lötzen gegen Überraschungen von Grodno— 
Bjelostok her gedeckt waren. Es war die gegebene Gegenaufstellung zu 
der russischen Kräfteverteilung. 
Die deutsche Ostarmes stand also trotz räumlicher Trennung in zwei 
Gruppen geballt, um die Radiallinien Insterburg—Kowno und Allenstein—
	        
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