Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die strategische Lage am 5. September 
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der 3. Armee vorgeschriebene Deckungsmanöver hinlänglich gesichert. Zwischen 
Nancy und Belfort standen Castelnau und Dubai! unerschüttert in ihren 
sturmfteien Dauerstellungen. Sie waren durch die inneren Linien unmittelbar 
mit der Marnefront verbunden und somit dem Feldherrn zur Abgabe von 
Teilkrästen ohne weiteres zur Land gestellt. Die Schlacht konnte beginnen. 
Die strategische Lage am 5. September 
Der 5. September stieg herauf. Leiße Sonne lag auf den Gehölzen 
und Mulden des Marnebeckens, durch die sich die deutschen Armeen nach 
Süden bewegten. Sie blieben in ungestümem Vormarsch. Die Armee Kluck 
war, wie immer, am marschierenden Flügel voraus, suchte aber den Feind 
in der Richtung Südosten noch vor sich, der schon in ihrem Rücken von 
Norden nach Osten schwenkte, um in der Frühe des 6. September den Eingriff 
auf die Ourcqlinie zu eröffnen. 
Generalissimus Joffre glaubte den Feind in seine Land gegeben, denn 
nun war aus dem „mouvement: tournant:" der deutschen Flügelarmee ein 
„mouvement tourne" geworden.*) Statt zu umfassen, war sie umfaßt. Brach 
sich der deutsche Stirnangriff an den Stellungen der Armeen de Langte de 
Cary, Foch und Franchet d'Espèrey, so konnte sich das Verhängnis auf der 
ganzen Linie erfüllen, das am rechten deutschen Flügel jetzt schon unab¬ 
wendbar erschien. Ein Kannä dämmerte herauf. And doch drohte der fran- 
zösischen Armee gerade aus ihrer konkaven Front eine gewisse Gefahr in der 
Mitte ihrer Ausstellung, denn die Wucht des deutschen Angriffs mußte um 
so größer werden, je mehr er sich gegen die Mitte zusammenzog. Es kam 
also alles darauf an, daß die stanzösische Front zwischen Sèzanne und Bar¬ 
le-Duc nicht durchbrochen und gesprengt wurde, bis auf den Flügeln, zumal 
auf dem deutschen rechten Flügel, die Entscheidung zugunsten der Franzosen 
gefallen war. 
Die oberste deutsche Leeresleitung hatte am 4. September offenbar noch 
keine Kenntnis von der Aufstellung einer neuen französischen Armee im 
Nordostabschnitt des Pariser Lagers und von der Bereitschaft des englischen 
*) Die kühne französische Wortbildung ist belegt. Oberst Secretan erstattet 
darüber in seinem Werke „L'aimée de l’Est* (Attinger, Neufchätel 1894, S. 293) 
Bericht, indem er Aussagen des Generals Pallu de la Barrière und des Generals 
Billot aus dem Prozeß Bourbaki verwertet. Danach hat General Bourbaki am 
17. Januar, als die Schlacht an der Lisaine für die Franzosen verloren ging, den zur 
Amfassung des rechten Flügels der Armee Werders vorgeschickten, aber nicht vom 
orlecî kommenden General Billot zur Rede gestellt uno gefragt: „Eéussirer-vous?" 
Billot antwortet: „Je n’en sais rien. Nous sommes dans une situation difficile. Il 
vaudrait mieux tourner la position.“ — Bourbaki! „Mais vous faites un mouvement 
tournant!* — Billot: „Je vous demande pardon, mon général; je fais un mouvement 
tourné, car les position^ ennemies débordent considérablement mon aile gauche.“
	        
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