Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die Vorkämpfe 
Der Kampf um Lüttich 
die Kriegserklärungen ergangen waren, kauten die Pferde der Auf- 
klärungsreiterei schon auf dem Zügel, und alsbald lief das erste Geplänkel 
um die Grenzen. Schon am 3. August erstiegen im Westen französische Alpen¬ 
jäger den Vogesenkamm, um die Paßhöhen vomDonon bis zum Col de Buffang 
zu gewinnen, erschienen französische Flieger am Rhein und versuchten die 
Eisenbahnbrücken zu sprengen. Deutsche Reiter trabten durch die Burgunder- 
pforte und warfen sich in die Wälder von Delle, wo sie aufzuklären und den 
erwarteten Vormarsch zu erspähen trachteten. Bei Rowosielica, an der 
Grenze der Bukowina und Beßarabiens prallten Österreicher und Russen 
aufeinander, vom Njemen bis zur Weichsel stießen Kosaken und russische 
Linienkavallerie mit leichten Geschützen gegen das dünne Gehege des preußi¬ 
schen Grenzschutzes, und bei Kalisch und Czenstochau erschienen deutsche 
Vortruppen auf russischem Boden. Vor Belgrad fielen am l. August die ersten 
Kanonenschüsse, und am 2. August sprachen vor Libau, an der kurländischen 
Küste und vor Philippeville in Algerien deutsche Schiffsgeschütze. Es waren 
Späh- und Deckbewegungen, hinter denen sich der Aufmarsch der Streitkräfte 
planmäßig vollzog. Die Frist bis zum Aufmarsch und zur Vorbewegung 
der Landarmeen mußte nach allgemeiner Annahme auf mindestens vierzehn 
Tage bemessen werden. 
Da zerriß schon zu Beginn der deutschen Mobilmachung ein Vor¬ 
stoß gegen die belgische Grenze und die Festung Lüttich das verschleiernde 
Gespinst. Überraschend hatte der Feldzug im Westen begonnen, noch ehe der 
Aufmarsch vollendet war. Mit mächtigem Schwung warf Siegfried den 
Stein gegen den Turm, mit dessen Fall das ganze strategische Gebäude des 
Gegners im Westen zusammenstürzte. 
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Der deutsche Feldzugsplan ging von der Erwägung aus, daß es ein 
Gebot der Selbsterhaltung sei, das französische Gebiet so rasch und sicher 
als möglich zu erreichen, an einer verwundbaren Stelle entscheidend ein¬ 
zubrechen und so dem Gegner das Gesetz aufzuerlegen. Da nun ein Anrennen 
gegen die Mosel- und Maasfront aussichtslos erschien, zumal dann eine 
unübersehbare Tiefengliederung der eng zusammengepackten Armeen hätte
	        
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