Volltext: Branntweinwirtschaft und Volksernährung [30]

wurden. Als dünn aber im Herbst 1916 jener große Spiritus 
mangel eintrat, mußte ungeachtet des hohen Preises auf diesen Koru- 
branutwein zurückgegriffen werden, um ihn zur Befriedigung des 
Heeresbedarfs für technische Zwecke zu verwenden. Doch wurde von 
einer neuen Beschlagnahme abgesehen, weil es darauf ankam, mög 
lichst schnell in den Besitz des Branntweins zu kommen. Man be 
gnügte sich mit einer Bestandserhebung, und da die Spiritus-Zentrale 
nunmehr sehr gute Uebernahmepreife bot, gelang es, die Eigentümer 
zu einer freiwilligen Abgabe zu veranlassen^). 
In voller Uebereinstimmung mit der Heeresverwaltung ist die 
Reichsbranntweinstelle bestrebt gewesen, die Abgabe von Trink 
branntwein an das Heer einzuschränken. Vor allem wurde 
dahin gewirkt, daß nicht größere Alkohol-Mengen für die Versteuerung 
zugelassen wurden, als den Bestellungen der Heeresverwaltung eut 
sprach. Dazu war bei der Berechnung des Schwundes sowie bei 
der Umarbeitung des Spiritus in trinkfertigen Branntwein Ge 
legenheit gewesen, wenn die Kontrolle versagte. Weiter war es 
vorgekommen, daß Branntweinbestellungen von militärischen Personen 
oder Stellen ausgegangen waren, die eine Berechtigung dazu eigentlich 
nicht hatten; es wurden daher auf Antrag der Reichsbranntweinstelle 
von der Heeresverwaltung die Stellen namhaft -gemacht, die allein 
die Befugnis dazu haben sollten. Auf solche und ähnliche Weise 
konnten nicht ganz unwesentliche Branntweinmengen eingespart werden. 
Für die Zivilbevölkerung war die Versteuerung von Brannt 
wein zum Trinkverbrauch schon vor der Gründung der Reichs 
branntweinstelle gesperrt worden. Die Reichsbranntweinstelle hatte keine 
Veranlassung, dieses Verbot wieder aufzuheben. Freilich waren die 
Zustände, die sich daraus für den auf die Restbestände angewiesenen 
Branntweinnusschank ergaben, nicht erfreulich, doch mußten sie in 
Anbetracht der notwendig gewordenen Verbrauchseinschränknng als 
das kleinere Uebel angesehen werden. 
Der Bedarf der Zivilbevölkerung an Spiritus für andere 
als Trinkzwecke wurde, soweit es nur irgend anging, zu bc 
friedigen gesucht. 
An der Aufrechterhaltung der Belieferung der Bevölkerung 
mit Brennspiritus mußte der Spiritus-Zentrale außerordentlich viel 
gelegen sein. War doch der Eckpfeiler ihrer bisherigen Absatzpolitik 
') Die Ueberucchmeprcise waren beträchtlich höher als die urspningbch 
im Frühjahr 19l6 von der Spiritus-Zentrale angebotenen, nämlich 27b biv 
300 Mark gegen 204,b0 Mark für das Hektoliter.
	        
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