Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

1904 konstituiert. Er hat in früheren Jahren in be¬ 
geisterter schwerer Arbeit die Idee und Bewegung 
hier und in Nachbarorten Bahn und Aufstieg ge¬ 
schaffen. Seine Vorsitzenden waren Dr. S. Epier, 
Ludwig Steiner, E. Bechert, Ing. W. Buchwald, Dr. Fr. 
Hahn, viele Jahre wiederholt Dr. H. Birnbaum. Dr. 
Felix Seidemann und Carl Freund; die Ämter des 
Schriftführers, Kassiers und Nationalfondskommissärs 
waren öfter von einigen der Genannten bekleidet, 
außer welchen noch Ad. Kann, Max Lederer, Erwin 
Zentner als Nationalfondskommissäre, Viktor Freund, 
Dr. Mautner, besonders Ernst Seidemann und Dr. 
Tauber als Schriftführer und H. L. Fischer als Kas¬ 
sier sich verdient machten. Im Jahre 1929 wurde 
die 25 jährige Gründungsfeier begangen, 1928 das 
70 jährige Fest des sehr verdienten Rat E. Bechert 
durch ein Festbankett und Ernennung zum Ehrenmit¬ 
glied gefeiert. Im Jahre 1931 wurde Gustav Seide¬ 
mann zum Ehrenmitglied ernannt. 
Kulturellen Zielen widmet sich der jüdische Kultur¬ 
verein 
„Tarbut 
der im Feber 1928 von einigen hier wohnhaften 
Ostjuden gegründet wurde. Zweck des Vereines ist 
die Pflege und Verbreitung jüdischer Kulturgüter, 
besonders der hebräischen Sprache unter der Jugend. 
Es wurden eine Lesehalle, eine Bibliothek, eine 
Schachgruppe und eine hebräische Schule gegründet. 
Die Schaffung eines „Beth Haam" wird angestrebt. 
In unserer Gemeinde besteht auch eine Gruppe von 
„Blau-Weiß", 
die mit jugendlichem Eifer und lebendigem Interesse 
ihren Zielen: der Belebung und Stärkung jüdischen 
Bewußtseins, der Einführung in die Probleme der 
jüdischen Gegenwart, der Pflege jüdischer Literatur 
und der kameradschaftlichen Zusammenfassung jun¬ 
ger Juden und Jüdinnen zustrebt. Aus ihren Reihen 
sind bedeutende und führende Persönlichkeiten her¬ 
vorgegangen. 
Die jüdische Renaissance hat auch in Teplitz eine 
jüdische Turnbewegung ins Leben berufen. Im No¬ 
vember 1920 wurde hier der jüdische Turn- und 
Sportverein 
„Makkabi" 
gegründet. 
In einem anfangs von Semi Kohn und Franz Brada 
geleiteten Turnbetriebe für sämtliche Altersstufen, 
der seit 1925 von einem besoldeten Turnlehrer unter¬ 
richtet wird, hat der Makkabi sich erfreulich ent¬ 
wickelt und in Teplitiz, Karlsbad, Brünn, Prag, 
Leipzig, Mähr. Ostrau sich bei turnerischen Veran¬ 
staltungen ausgezeichnet, vor einigen Jahren wurde 
hier ein Klubhaus mit zwei Tennisplätzen geschaffen. 
Er hat stets an allen kulturellen und zionistischen 
Veranstaltungen in Teplitz und an der jüdisch-geisti¬ 
gen und sozialen Arbeit teilgenommen. 
Die Leitung des Vereins lag seit seiner Gründung 
in Händen von Ingenieur Felix Reichmann, Fritz 
Flusser, Kurt Ungerleider s. A., Dr. Bruno Unger- 
leider u. Dr. Karl Alter, seit 1926 bekleidet Dr. Ernst 
Lustig die Obmannstelle. Zu Pfingsten 1930 hat der 
Makkabi sein 10 jähriges Bestandesjubiläum festlich 
begangen. 
In unserer musikfreudigen Stadt wurde am 1. Ok¬ 
tober 1923 auf Anregung des Herrn Emil Schmoll, 
Buchdruckereibesitzers, eine Gesangsvereinigung unter 
dem Namen 
„Musiksektion des Teplitzer Temp elver eins66 
begründet52). Aufgabe des Vereines war die Pflege 
der Musik zur Verherrlichung des Gottesdienstes 
und zur Veranstaltung von selbständigen Konzerten. 
Der Tempelverein genehmigte diesen Beschluß. Ob¬ 
mann war Bernhard Schlesinger, Stellvertreter Emil 
Schmoll, Chormeister Karl Fischer, Orchesterleiter 
Konzertmeister Löwental. Seit 1924 ist Emil Schmoll 
Obmann. 1925 löste sich der Verein vom Tempel 
verein los und bildet einen selbständigen Verein, den 
Teplitzer Singverein 6. 
Er umfaßt heute 100 aktive Sänger und Sängerinnen. 
Im Tempel bei Gottesdiensten und außerhalb des 
Tempels bei jüdischen Vereinsfestlichkeiten in Tep¬ 
litz und in anderen Städten, durch die Aufführung 
von Chorwerken, besonders der Oratorien „Elias"4 
von Mendelssohn 8. November 1926, „Samson" und 
„Debora" von Händel und Mitwirkung bei verschie¬ 
denen musikalischen Aufführungen und im Theater 
und einem Musikabend im November 1900 hat sich 
dieser Verein die Achtung weiter jüdischer und 
christlicher Kreise erworben. Unter der bewährten 
Führung strebt er immer größeren Zielen erfolgreich 
zu und bemüht sich, unter seinen Mitgliedern eine 
schöne Geselligkeit zu pflegen. Herr Obmann Schmoll 
legte im Dezember 1929 die Obmannstelle nieder und 
wurde das erste Ehrenmitglied des Vereines, Prof. 
Dr. Fritz Seidner übernahm die Obmannschaft. 
Vor etwa 4 Jahren wurde hier eine Ortsgruppe der 
„Wizo" 
(Women's International Zionist Organisation) ge¬ 
gründet, die sich im Rahmen dieses Weltverbandes 
die Aufgabe stellt, die soziale, humanitäre und gei¬ 
stige Arbeit aller jüdischen Frauen und Mädchen zu 
vereinen und zu fördern und die auch den Aufbau¬ 
arbeiten in Palästina ihre Aufmerksamkeit und Hilfs¬ 
tätigkeit zuwendet. 
Im Vorstande waren außer Frau Dr. Mirjam 
Scheuer die Damen Melanie Pollacek, die vor kurzem 
allzu früh verstorbene Frau Josef ine Buchwald, Frau 
Olga Liebstein. Rabbinersgattin Emmy Weihs, Frau 
Inspektor Rosenberger, Frau Franziska Seidemann, 
Frau Ada Herrmann, Frau Feig und Irma Friedl 
tiätig. 
Der „Verein jüdischer Frauen und Mädchen \ der 
sich in früheren Jahren der Pflege sozialer Aufgaben 
und der Verbreitung jüdisch-literarischer Kenntnisse 
widmete, hat etwa seit dem Jahre 1922 seine Tätig¬ 
keit eingestellt. 
Vor einigen Jahren hatte sich eine Gruppe junger 
Juden und Jüdinnen zusammengetan, die eine Zeit¬ 
lang durch Vorträge und Diskussion ihr Wissen über 
Judentum vertiefen wollte, sich aber nur kurze Zeit 
lebensfähig erwies. 
Die „Liga für das arbeitende Erez Israel66 wurde im 
Jahre 1930 von Eugen Propper und Max Oliner ge¬ 
gründet mit dem Ziele, die jüdische Jugend von Tep¬ 
litz für das Aufbauwerk in Palästina zu interessieren 
und sie mit der Arbeiterbewegung bekannt zu machen. 
Sie zählt 40 Mitglieder. 
Juden in nichtjüdischen Körperschaften. 
Die Judenschaft von Teplitz nimmt auch heute wie 
in früheren Jahrzehnten hervorragend teil an dem 
politischen, industriellen, wissenschaftlichen und 
künstlerischen Leben der Stadt und des Bezirkes. 
Teplitz 25 
610
	        
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