rung durch die Ausmalung gewürdigt und erst in
jüngster Zeit (1927) hat sich der Tempelverein, an
dessen Spitze vor einem halben Jahrhundert David
Fischer und Moritz Taussig standen, durch die Ein¬
führung einer neuen elektrischen Lichtleitung, neuer
künstlerischer Beleuchtungskörper an Stelle der Gas¬
beleuchtung und durch die Anschaffung eines kost¬
baren, der Architektur der Kuppel angepaßten
Lusters, der mit dem Emblem des Davidsternes aus
der Höhe sein mildes Licht in den ganzen Tempel¬
raum ausgießt, herzliche und dauernde Anerkennung
erworben.
Rat Ferdinand Löwy, der derzeitige Obmann, und
der verstorbene unvergeßliche Carl Béamt, der vor¬
her durch Jahre den Verein geleitet hat, haben mit
den andern Vorstandsmitgliedern sich ein großes Ver¬
dienst erworben.
Das religiöse Leben einer so bedeutenden Gemeinde
findet natürlich auch in der Tätigkeit vieler anderer
Vereine seinen Ausdruck.
So ist auch Teplitz der Sitz einer großen Anzahl
von Vereinen, welche neben den oben genannten
nur religiöser Art sich als humanitäre, kulturelle, po¬
litische, wirtschaftliche und gesellige Vereine betäti¬
gen, deren Arbeitsgebiete, die natürlicherweise nicht
scharf abgegrenzt sind, sich berühren.
Als erster werde der
,.Verein zur Erhaltung und Verschönerung der jüdi¬
schen Friedhöfe66
in Teplitz-Schönau genannt.
Während der Kriegsjahre hatten sich die Schäden,
die sich im Laufe der Jahre auf dem alten und neuen
Friedhof zeigten, besonders geltend gemacht. Um dem
abzuhelfen, hat sich über Anregung des verstorbenen
Heinrich Ungerleider s. A. im Jahre 1920 dieser
Verein gegründet; außer dem Zwecke, die Friedhöfe
und die dazugehörigen Gebäude instand zu halten,
wendet er seine Aufmerksamkeit der Instandsetzung
und Pflege der Gräber und Grabsteine zu, besonders,
wo es an Sorgfalt seitens Hinterbliebener daran
mangelt oder wo Hinterbliebene nicht vorhanden sind.
Der erste Obmann war Heinrich Ungerleider, des¬
sen Stellvertreter Frau Ludmilla Langer. Nach dem
Ableben beider fungieren derzeit als Obmann Herr
Handelsrat Rudolf Zentner und als Stellvertreter Dir.
i. R. Wilhelm Dux, der bis zur Bestellung eines Sekre¬
tärs auch als Schriftführer tätig war. Der Verein um¬
faßt 29 Gründer, etwa 600 Mitglieder und 5 Ehren¬
mitglieder, u. z. Handelrat Rudolf Zentner, Dir.
W. Dux, Rudolf Steiner, Emil Schmoll und Friedrich
Robitschek.
Der Verein findet allseits warme Anerkennung von
Seiten des Vorstandes wie auch seitens der Gemeinde¬
mitglieder, welche bei seinen Generalversammlungen
wiederholt zum Ausdruck gebracht wurde.
Des verdienstvollen Wirkens des „Isr. Badehospi-
tales66 ist bereits oben gedacht worden.
Seit dem Jahre 1921 hat der Verein die Leitung
und Erhaltung des Hospitales übernommen, dessen
derzeitiger Direktor Dr. Pollacek sich warmherzig
und erfolgreich der Fürsorge für die Pfleglinge an¬
nimmt. Die ärztliche Leitung hat, wie erwähnt, der
Chefarzt Dr. R. Hirsch über.
Im Interesse der Jugend arbeitete der Verein
„T eplitzer Ferienheim66.
Seit dem Jahre 1908 sendet er mit Ausnahme der
Kriegsjahre während der Schulferien alljährlich an
100 Kinder in sein schönes Heim nach Gersdorf, wo
sie unter Aufsicht bei sorgfältiger Verpflegung durch
4 Wochen teils unentgeltlich, teils gegen mäßige Be¬
zahlung köstliche Tage verleben. Das Patronat hat
die Loge „Bnai Brith66 inne.
Der
„Verein jüdischer Kriegsinvaliden für Böhmen66
hat seinen Sitz in Teplitz-Schönau ; gegründet wurde
er im Jahre 1918 mit dem Zwecke, jüdischen Inva¬
liden Existenz zu schaffen, bedürftigen Kameraden,
Witwen und Waisen nach gefallenen jüdischen Kriegs¬
teilnehmern zu helfen, Verstorbenen, denen kein
Grabstein gesetzt ist, dieses Ehrenmal zu stiften.
Erster Obmann war Josef Fleischmann, seit dem
Jahre 1919 führt ihn Ernst Neumann.
Der
„Verein jüdischer Handwerker der CSR.66
mit dem Sitze in Prag gründete im Jahre 1928 eine
Ortsgruppe in Teplitz-Schönau. Unter dem ersten Ob¬
mann Richard Weiß, Glasermeister, gewann der Verein
sofort 31 Mitglieder, welche den verschiedentlichsten
Gewerben angehören. Der Zweck des Vereines ist die
Hebung dies jüdischen Handwerkerstandes und die
Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses und die
Unterstützung in Not geratener Kollegen; in dieser
Beziehung hat der Verein seinen Kräften entspre¬
chend bereits Gutes geleistet.
Die Logen.
Einen bedeutenden Anteil an allen humanitären
Arbeiten haben die Logen.
Die Loge
„Freundschaft66,
J. O. B. B., Teplitz-Schönau, wurde im Jahre 1912
gegründet. Sie gehört zum tschechoslowakischen
Distrikt des unabhängigen Ordens Bnai Brith und
zählt gegenwärtig 131 Mitglieder. Sie hat den Zweck,
den geistigen und sittlichen Charakter der Juden zu
heben und die Grundsätze der Humanität zu üben.
Sie patronisiert nachstehende Vereine: das Jüdische
Badehospital in Teplitz-Schönau, das Ferienheim in
Gersdorf und unterstützt das Israel. Knabenweisen¬
haus in Prag und das Jüdische Asyl für Lungen¬
kranke in Meran.
Die Loge Teplitz-Schönau des Bruderbundes
„Hort66
ist eine der Schwesterlogen des im Jahre 1909 in Wien
gegründeten Schutzvereines. Nach der Schaffung der
CSR. wurde eine selbständige Bundesleitung in Prag
gegründet. Die Pflege der Freundschaft, brüderlicher
Hilfe auf wirtschaftlichem Gebiete, der Wohltätigkeit
und die Teilnahme an allen kulturellen und ethischen
Bestrebungen des Judentums ist ihre Aufgabe, und
schließlich die Loge
„Société66
im Bruderbunde „Société" der Großloge Prag. Ge¬
gründet im Jahre 1922 mit 30 Mitgliedern, umfaßt
heute 108 Brüder. Seit ihrer Gründung — von Max
Müller als Obmann geleitet — lebt sie der Aufgabe,
Brüderlichkeit unter den Mitgliedern zu pflegen und
Fürsorge für sie in jeder Lebenslage zu leisten und
alle kulturellen und humanitären Bestrebungen des
Judentumes zu unterstützen.
Der zionistische
yolksverein Zion66
in Teplitz-Schönau wurde durch die Einberufung einer
Versammlung von Ernst Bechert und Dr. S. Epler am
5. Jänner 1904 ins Leben gerufen und am 24. Feber
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