Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte der Juden in Teplitz. 
Bearbeitet von 
Rb. Dr. Friedrich Weihs, Teplitz. 
Im Jahre 1925 hat Dr. Paul Wanie, Gymnasial¬ 
professor in Teplitz-Schönau, eine „Geschichte der 
Juden von Teplitz44 nach vorhandenen Archivalien 
herausgegeben1). Sie enthält in kurzen Zügen die 
Geschichte der Teplitzer Judengemeinde seit der 
ältesten Zeit ihres Bestehens; allerdings sind vor¬ 
nehmlich die politischen Verhältnisse behandelt, die 
Beziehungen der Juden zur Herrschaft, der sie unter¬ 
standen, zur Stadtgemeinde und ihre geschäftlichen 
und Erwerbsverhältnisse. Die innerhalb der Juden- 
Alt-Teplitz (Judengasse) 
gemeinde sich abspielenden Ereignisse, das Leben und 
Geschehen in der Judengasse, im Tempel, in der Ge- 
meindestube, die Persönlichkeiten, die in der Ge¬ 
meinde wirkten und das jüdische Leben geformt oder 
beeinflußt haben, die kleinen und großen Sorgen und 
Aufgaben im Haushalte der Judengemeinde sind 
natürlicherweise kaum kurz erwähnt und bedürfen, 
wenn wir ein vollkommenes Bild der Entwicklung 
der jüdischen Gemeinde in Teplitz zeichnen wollen, 
einer ergänzenden Darstellung. Es wird somit vor 
allem notwendig sein die Gemeindegeschichte in der 
neueren Zeit, also etwa seit dem Eintreten der deut¬ 
schen Judenheit in die durch die französische Revo¬ 
lution sich wandelnden Verhältnisse darzustellen. 
Wir werden ungefähr 150 Jahre, bis auf das Jahr 
1780, zurückgreifen und diese Zeitspanne jüdischen 
Gemeindelebens in Teplitz in den Kreis unserer Be¬ 
trachtungen ziehen. 
An archivalischen Quellen liegen vor: 
1. Ein Protokoll der Gemeinde vom Jahre 1737. In 
schlechtem Hebräisch, in Kursivschrift. 
2. Ein Protokoll hebräisch und deutsch in jüdischen 
Lettern, welches recht fehlerhaft geschrieben, beson¬ 
ders in seinem deutschen Teil noch stark jargonisie- 
rend ist. Dieses reicht bis etwa zum Jahre 1730. 
3. Ein Protokoll vom Jahre 1799 beginnend, schon 
in deutscher Sprache. 
4. Die Sitzungsprotokolle der neueren Zeit bis auf 
die Gegenwart mit Ausnahme der etwa vom J. 1840 
bis 1884. 
5. Die israelitischen Geburts-, Trauungs- und Sterbe¬ 
matriken. Diese reichen in tadelloser Ordnung bis 
zum Jahre 1840, zum Teil bis 1815 zurück (s. w. u.). 
6. Ein Verzeichnis der seit d. J. 1794 bis z. J. 1887 
inbegriffen Verstorbenen mit der Angabe der Sterbe¬ 
daten und ihres Grabplatzes auf dem Friedhof. Bis 
zum Jahre 1875 hebräisch, bzw. deutsch, in jüdischen 
Lettern, von diesem Jahre ab deutsch mit den deut¬ 
schen Namen der Beerdigten. 
7. Ein Verzeichnis aller auf dem alten Friedhof Be¬ 
erdigten mit der durchgehends beigefügten Angabe 
der Sterbedaten und Aufzeichnung vieler Grabstein¬ 
inschriften. Dieses Verzeichnis, dem auch ein Namens¬ 
index beigefügt ist, enthält 923 Namensnennungen, 
welche mit der letzten Beerdigung vom 4. 10. 1863, 
also mit dem letzten auf diesem Friedhofe Beerdigten, 
abschließen. 
Zu diesem Verzeichnis ist zu bemerken, daß viele 
der Inschriften auf den Grabsteinen vor einigen Jahr¬ 
zehnten von einem Gemeindebeamten geradezu bis 
zur Unverständlichkeit übermalt worden sind, sodaß 
die Aufschriften mancher Grabsteine, ihre Abschriften 
und der Index mit äußerster Vorsicht zu verwenden sind. 
Viele Namen von Verstorbenen fehlen im Verzeichnis. 
8. Die große Anzahl der auf dem alten und auf 
dem neuen Friedhofe befindlichen Grabdenkmäler ist 
eine wertvolle Fundgrube zur Erforschung der Ge¬ 
schichte unserer Gemeinde. 
9. Das Gedenkbuch der Beerdigungsbrüderschaft 
der israelitischen Kultusgemeinde Teplitz 1866. 
Dieses Gedenkbuch, ein stattlicher Band, enthält 
nur eine Skizze vom Rabbiner Dr. A. Rosenzweig: 
„Allgemeines zur Geschichte der hiesigen jüdischen 
Gemeinde.44 Sie ist, soweit die ältere Geschichte in 
Betracht kommt, eine kurze Darstellung aus alten 
Quellen, wie sie auch Wanie anführt, und reicht bis 
zur Abberufung Dr. Rosenzweigs nach Berlin (1. Sep¬ 
tember 1887). Diese Arbeit schließt rückschauend, auf 
sein Wirken in Teplitz mit einem Ausblick in die 
Zukunft der Teplitzer Judengemeinde im Tone der 
Resignation und der Sorge. 
10. Ein Verzeichnis der auf dem neuen Friedhofe 
Beerdigten. 
Es sei also für die ältere Geschichte auf die oben 
genannte Darstellung von Wanie ausdrücklich hinge¬ 
wiesen. In neuester Zeit erschien überdies ein wert¬ 
volles Quellenbuch von August Müller „Urkundenbuch 
des Teplitzer Bezirkes44. 
* 
Die Juden von Teplitz zeigen seit dem Ende des 
18. Jahrhunderts, wie überall im westlichen Europa, 
Teplitz 1 
040
	        
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