gemeinde, 521 Platzer, 522 stand nicht in der Feuerlinie und
blieb vom Feuer verschont, dafür brannte H.-Nr. 104 nieder,
welches wohl kein Judenhaus, jedoch im Besitze eines Juden ist.
In der Geschichte der Juden in Tachau von Josef Schön, jüdi¬
scher Buch- und Kunstverlag, Brünn, ist der alte, ebenso wie
der neue Tempel, ganz ausführlich beschrieben.
ol) Wie üblich, wurden dabei auch einige Münzen in den
Grundstein versenkt. Es mag sich da das Gerücht verbreitet
haben, daß ein größerer Geldbetrag darin versenkt wurde, denn
am nächsten Tage fanden die Arbeiter bei Beginn ihrer Beschäf¬
tigung deutlich Spuren eines Versuches, den Verschluß zu
öffnen. Der Zementverschluß war jedoch bereits so gehärtet, daß
er dem Versuche Trotz bieten konnte.
32) Die bebaute Fläche des Tempels und des Wohnhauses
umfaßt eine Fläche von 831 m2, Hof und Garten 198 m2 und besteht
aus den ehemaligen Judenhäusern Nr. 515, 516, 517 und 518. Die
Brandstätte des Hauses Nr. 520 wurde verkauft, an dieser Stelle wur¬
den Stallungen erbaut, Nr. 519 wurde nicht erbaut. Auf der Baustelle
des Hauses Nr. 511 wurde ein Kino erbaut, aus 514 wurde die
Verlängerung der schmalen Gasse, die jüngst in Judengasse um¬
benannt, während die Judengasse in Ten^pelgasse umbenannt
wurde, wodurch der letzteren der historische Charakter ver¬
loren ging. Näheres siehe Gesch. der Juden in Tachau.
33) Der Friedhof ist ganz nahe der Stadt, unweit des städt.
Armenhauses, welches an Stelle des Kirchleins in der Au errich¬
tet wurde. Seine PNr. ist 3118 im Riede Fohra und hat ein
Ausmaß von 2536 7/i2, der Eingang ist an der Westseite. Gleich
beim Eingang fällt dem aufmerksamen Beobachter eine Gräber¬
reihe auf, die aus lauter Rabbinergräbern gebildet ist. Das erste
Grab ist das des Rabbiners Schidlof, das zweite Grab Rabbi
Schemuel Hakohnen, das dritte Grab Rabbi Jehuda Löb Rasch¬
witz, das vierte Grab Rabbi Nathan Schak, das fünfte Grab ein
unbekanntes Ehepaar, das sechste Grab eines Rabbi, dessen In¬
schrift noch nicht entziffert ist, das siebente Grab Rabbi Arje
Löb Cordovero, Verfasser des Pne Arje Hasutta, Arje Löb Tort-
schiner nach seinem Wohnorte Tortczyn genannt. Nach Mit¬
teilungen Sr. Ehrw. Ob.-Rabbiner Dr. Brody war derselbe Rab¬
biner in Samóse und lebte eine Zeitlang in Eger, wo er sich im
Lehrhause eines vornehmen Mannes namens R. Elija aufgehal¬
ten hat und wird nach Annahme desselben in Tachau zu Be¬
such geweilt haben, wo er vom Tode überrascht wurde. Das
achte Grab ist das des Rabbi Nachum Sofer. Über diesen
näheres in der Geschichte der Juden in Tachau und die Sagen
von Rabbi Nachum Sofer, gesammelt von Josef Schön. Das
neunte Grab ist das des jüngst hier verstorbenen Rabbiners Dr.
Moses Wohl. Im Jahre 1933 wurde ein neuer Friedhof gebaut,
der demnächst zur Benützung übergeben wird.
34) In einem Sitzungsprotokoll vom 1. Adar 5516 wird pro¬
tokolliert, daß Leb Dissa seine ganze Schuldigkeit von Adar
5506 bis zum heutigen Tage, das ist bis Adar 5516, bar und
richtig bezahlt hat. Dissa wird jedenfalls das Dorf Tissa ge¬
meint sein. Gesch. der Juden in Tachau 85.
35) Dieser Bloch mußte anläßlich eines in seinem Hause zum
Ausbruch gelangten Brandes im Jahre 1748, der fast die halbe
Stadt verheerte und dem auch fünf Menschenleben zum Opfer
gefallen sind, aus Tachau flüchten und hat sich in Neu-Zedlisch
ansässig gemacht, daselbst eine Familie Bloch begründet. Gesch.
der Juden in Tachau, S. 36.
36) Einer Sage zufolge soll dieser Schrein ursprünglich für
die Klosterkirche in Kladrau bestimmt gewesen sein, für welche
sich derselbe als zu klein erwiesen hat und wurde aus diesem
Grunde der Kultusgemeinde Neu-Zedlisch überlassen. Ein An¬
haltspunkt, der diese Behauptung bestätigen würde, ist in kei¬
nem der Bücher zu finden, es wird dies jedenfalls nichts anderes
als ein Märchen sein.
37) Der Betrag ist allerdings sehr gering, wir müssen jedoch
immerhin annehmen, daß das in der Rechnung angeführte Git¬
ter dasselbe ist, welches im neuen Tempel in Tachau verwendet
wurde, zumal dieser Betrag jedenfalls dem damaligen Geldwert
entsprechen wird. Schließlich finden wir auch heute noch in
ganz kleinen Nestern unter den Schmiedehandwerkern förmliche
Künstler, die sich ihres Künstlertums gar nicht bewußt sind
und für geringen Lohn Kunstwerke schaffen.
38) Diese Funktionäre drücken ihre Befriedigung und beson¬
dere Anerkennung aus über die Verbücherung der Eigentums¬
rechte im alten Tempel, die der Verstorbene More Zedek Mo-
noah im Jahre 5529 so korrekt durchgeführt hat, welche ihnen
ihre Aufgabe dadurch wesentlich erleichtert hat.
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Tachan 15