Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Sobotka 
Sorer 
Sorer u. Kohnrad 
Spitzner Karl 
Straschnow Alexander 
Philipp 
Strass und Staroste 
Strenitz Abraham aus 
Jungbunzlau 
Strenitz Jacob aus Jung¬ 
bunzlau 
Strenitz und Pick 
Süsskind 
This aus Prag 
Tatsch 
Tatsch jun. 
Taussig 
Taussig und Grünfeld 
Taussig und Nevekluv 
Vor aus Jungbunzlau 
Wiesner 
Winterberg Josef aus 
Jungbunzlau 
Wohrisek Gabriel 
Wolff Abraham 
Wolff Benjamin 
Wolff Bernard 
Wolff Hersehl 
Wolff Jsrael 
Wolff Joachim 
Wolff Josef 
Wolff Jsaac 
Wolff Marcus 
Wolff Philipp 
Wolff Simon 
Wolff Lobi aus Brandeis 
Zasmucker Salomon 
Zoudek Moses. 
Das Wiener Wollgeschäft nahm einen großen Auf¬ 
schwung. Die dortigen Wollhäuser Ausspitz, Rechnitz, 
Stotz u. a. hatten in R. ihre Vertreter und Sensale. 
Die Tuchmacher brauchten Kredite. Die jüd. Woll¬ 
händler haben ihnen Kredite, oft sogar weitgehende, 
eingeräumt. Viele Tuchmacher hätten feiern müssen, 
denn nur der Kredit machte es ihnen möglich, sich 
mit Rohmaterial zu versehen und ihr Handwerk aus¬ 
zuüben. Gerade den armen Meistern, dem kleinen 
Mann standen oft die jüd. Wollhändler bei. Daß sie 
mit der Eintreibung ihrer Wollschuld oft ihre liebe 
Not hatten, geht aus den städt. Ratsprotokollen zur 
Genüge hervor. In wenigen Stadtbüchern wird man 
wohl so oft die hebr. Kursivschrift finden, 
wie in den Reichenberger Ratsprotokollen, Quittungs¬ 
und Obligationsbüchern. Denn die jüd. Wollhändler 
gaben ihre Namensfertigung namentlich in den frü¬ 
heren Jahrhunderten in hebr. Kursivschrift. Aus den 
gerichtlichen Erkentnissen erfahren wir natürlich nur 
jene Fälle, wo es mit der Bezahlung nicht so glatt 
ging. All diese Fälle zu regisitrieren ist schier un¬ 
möglich. Geschichtliches Interesse beansprucht wohl 
nur ein größerer Wollprozeß in der 1. Hälfte des 
17. und die Einmahnung einer kleineren Wollschuld 
aus dem 3. Jahrzehnt des 18. Jhts. Den großen Woll¬ 
prozeß iSitrengten die Erben des Jakob B a s s e w i an. 
Sie hatten mit der Eintreibung der Wollschuld 
große Schwierigkeiten. Der Grund lag nicht so sehr 
in der Saumseligkeit der Tuchmacher, als in den da¬ 
maligen trüben Zeiten. Die von Königsmark erlitte¬ 
nen schweren Plünderungen und allerhand Kontri¬ 
butionen haben naturgemäß die Zahlungsfähigkeit 
der Tuchmacher geschwächt. Wahrscheinlich vom 
J. 1639 bis 1644 währte der Prozeß. Über die Appel¬ 
lation findet sich folgendes Dokument: 
28 ir Serbin anb III., Sort ©otteé ©naben, erwählter 
ri5m> ßatfer etc. beïeïjnen alfS Unfern Serorbneten graffi* 
bent unb 9îcttfye, fo über ben Slppelíatíoneé auf Unferm 
föntgl. SdjlofS $rag fifcen oon ©urgermeifter unbt Sftatíj 
ber ©tabt Stettenberg unb feine Surgeêmannen 21ppella= 
tioneê e^Itdje ©aitfdjriften gnnfdfjen $a!oben Zafferai @rben 
unbt 2eon Saffetoi Síppeílanteé an eine, unbt etliche 
ntadfjer gu !ììeid}enberg Spettati am anbern ¡£íjext gnge* 
fdjidft n)orben unb bartmten toafé red^t fein ntöd}te gu 
erlernten gebeten. §aban gebaute Unfere ^raffibent unbt 
9íat^e naá) ernftU unbt genugfamber ©rtoägung berfelben 
fo bei neu oerbleiben ¡ju Sftedjt eríannt, bafê oon Surges 
metfter unbt 9ìati)mannen ber Otabt 9î. n)o^ïgefprocE)en 
unbt woí)l Síppeltert roerben bennen ^erre bafé oon tfjnen 
ben SSirge^enten Mannari befé oermi^enen ©ec^eí)ní)unbert* 
neununbbrepfftgften Qa^reé gefprod)ene Urtfjeií bai)in ¡u 
reformiert, bafé bte Síppelíati benen èlppeïlanteê bie be* 
ïlagte etn^unbertoterunbgnxtn^ig ©tein fedf)5e£)n unb eine 
f)albe ^ßfunbt neben benen oon angefangenen Sage btf§ 
bato ber aufgelaufenen 2anbiibIidÉ)eé $ntereí)fe ju gallen 
fdjulbtg feien, bie ©eridf)tê unbt anbere llnïoften roerben 
auft er^ebtici) Urfadfjen gegen einanber compenfiret unbt 
aufgehoben oon 9iec£)t megen. 3Jlit Urfunbt btefeê Sriep 
ift auf llnferem i)iex$u oerorbneten ©eridf)téfïegeL ©egeben 
ift auf llnferem föntgl. @djIof§ $rag ben SieungeÇenten 
$age befé âftonaté ^ebruarg ^unbert SSier unbt SSier* 
äigften, unferer Sftetdje befé röm. im 2íc£)ten, befé íhutge* 
rtfdjen im neunzehnten unb befé öö§mif<$en im fieben 
gereuten Gezeichnet: ©eorg SSunfd^ir^. 
Adressiert: ?ín ©Urger SDÎeifter unbt Siati; ber (Stabt 
9îet(f)enberg. 
Trotz dieses erflossenen Urteils scheint es mit der 
Eintreibung der Schuld nicht so rasch vorwärts ge¬ 
gangen zu sein. Darauf weist ein Brief des Johann 
Wagner in Prag 1646 an den Bürgermeister und Rat 
hin. Der Bassewische Gessionarius Wiedermann 
schickte wiederholt einen Bevollmächtigten nach R., 
um bei etlichen Tuchmachern auf Bezahlung zu 
drängen. Diese waren zu einem Ausgleich geneigt 
und Wagner bietet hiezu seine Dienste an. Der Basse¬ 
wische Bevollmächtigte begnügte sich jedoch nicht 
mit den angebotenen 500 Reichstalern. Dem gleichen 
Aktenbündel gehört noch ein „Verzeichnuss und 
Extract der Tuchmacherschulden, die ich zu zahlen 
über mich genommen, wieviel eines jeden Summa, 
was ihm darauf gezahlt und was einem jeden noch 
Restieret, dies ist das Rechte, lass dich sonsten kei¬ 
nen Scautek nicht irren \ Unterschrift: Johannes 
Demant. Dieser mußte als Protestant bei der Gegen¬ 
reformation emigrieren. Auf dem Titelblatt steht die 
Bemerkung: „Dieses rührt her vom Monat November 
und Dezember A. D. 1636, als die Schwedischen 
Völeker alhir dominirt." Das Schriftstück enthält 
genaue Abrechnungen über gelieferte und gezahlte 
graue und blaue Tuche, was jedem Meister dafür be¬ 
rechnet wurde, was bezahlt und was noch offen war. 
Am Schlüsse jeder Seite steht eine Umrechnung: 
99Von Thaller zu guldenDie Liste der Tuchmacher¬ 
namen zeigt, daß fast alle diese Familien auch heute 
noch in der Reichenberger Gegend heimisch sind. Es 
werden genannt: Christoph Beyer, Salomon Bayer, 
Abraham Ehrlich jun., Jacob Ehelich sen., Christoph 
Fladeil, ? Fiebiger, Christoph Hofmann, Hanss Hof¬ 
mann jun., Mathes Hof mann, Joachim Jantsch, Aron 
Keyl, Mathes Knobloch, Melchior Kretschmer, Chri¬ 
stoph König, Elias Möller, Christoph Möller, Chri¬ 
stoph Pülz, Georg Posselt, Hanns Richter, Joachim 
Schultze, Jacob Thalwitz usw. Vorhanden sind auch 
die wiederholten Abrechnungen des damaligen Rei¬ 
chenberger Bürgermeisters Matthes Ginzel, der im 
dreißigjährigen Kriege aufopfernd für die Bürger¬ 
schaft tätig war. Er unternahm mit Ratsmitgliedern 
in der Angelegenheit des Bassewischen Vollhandels 
Reisen. Wiederholt hat er bei Zitationen zu den Ge¬ 
richten im „Jungen Bunzel" und in Prag „wegen der 
lnterehsirutig Tuchmacher und Leon Bahsewi, Präger 
Juden" interveniert. Wahrscheinlich hat er und der 
Rat die Bürgschaft für die Wollschuld geleistet, 
wie dies zuweilen auch anderswo der Stadtrat tat. 
Anfang Feber 1648 hat er fast 10 Tage hindurch 
„einen Tag über den andern bey Ihro Gnaden H. 
Kreishauptmann aufgewartet und durch dessen fleis- 
sige Interponierung mit Hernn Vertimann und Leon 
Bahsewi Juden güttlich des langwierig undt bewuss- 
ten Krigs halber tractirt". Einmal mußten auch die 
noch zuhause gebliebenen vier Ratsherren (Dav. Ull< 
540 
Reichenberg 21
	        
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