Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Der J. G. in K. waren (lie Ortschaften Kosten¬ 
blatt, II o s t o m i t z und Sensomitz angeglie¬ 
dert. Dieselben gehörten zur K. G. Teplitz, wo sieh 
auch die Matrik befand und wo auch die Juden aus 
diesen Orten beerdigt wurden. Die Seelsorge versah 
KRb. Pick aus Teplitz, welcher dreimal im Jahre 
nach K. kam; sonst teilten sich im Vorbeteramt die 
Mitglieder Leopold Kreibich aus K., Jakob 
0 p 1 a t k a aus Kostenblatt und Weber aus 
Soborten. 
Laut amtlichen statist. Tabellen wohnten im J. 1858 
in K. 30, in Kostenblatt 2 und in Buko witz 10 Ju¬ 
den. Im J. 1859: in Bilin 4, in Kostenblatt 8, in Kre¬ 
musch 43, in Lukow 5, in Bukowitz 11, in Beioschitz 
LO Juden, zusammen 81 Personen. 
Die Juden in Bilin, Bukowitz, Kostenblatt, Kre¬ 
musch und Lukow waren dem KRb. David Pick in Tep¬ 
litz, der Synagoge und dem Kultusvorstande Karl 
K o h n, Teplitz, zugewiesen. Die Juden in Beioschitz 
dagegen dem KRb. Moses Sachs in Lichtenistadt, 
Karlsbader Bezirkes im Egerer Kreise, dem BRb. in 
Postelberg Dr. Enoch Ascher, der Synagoge und 
dem Kultusvorstande Joachim Weil in Laun. 
Die auswärtigen Juden versammelten sich am Ver¬ 
söhnungsfest bei der Familie Kreibich in K., wo 
sie übernachteten und bewirtet wurden. Wenn die 
Betten nicht langten, mußten sie auf Stroh schlafen. 
Die jüdischen Festlichkeiten wurden in der alten K. 
G. Soborten abgehalten, wo sich die Jugend zum 
Tanze versammelte. 
Die letzte Trauung im Kremuscher Bethaus fand 
im J. 1872 statt. 
Um das J. 1813 wohnten in Bukowitz bei Kremusch 
Herr Elias Salus als Marketender, sowie seine drei 
Söhne, Leopold, Moritz und Jakob, welche den 
Tempel in Kremusch besuchten. In Kremusch selbst 
wohnten Markus P o 11 a k, Isak Müller, Jakob 
Kreibich, Israel Kreibich, Löwenbach, Grün- 
tal. Eisner, Herschel und Reichmann in der Ortschaft 
W o h o n t s c h. 
Als T. V. fungierte um diese Zeit Herr Isak Mül¬ 
ler. In K o s t e n b 1 a 11, welches zur Herrschaft Le¬ 
debur gehörte, wohnten die jüdischen Familien Isak 
Scheiter, Jakob 0 p 1 a t k a, Josef Scheiter, 
Julius D a is c h, Moritz L e d e r e r, Josef L e d e r e r, 
Leopold H e r s c h m a n n, Leopold Salus. Schochet 
war Herr Poniatovsky. Hervorzuheben wäre, 
daß der Herrschaftsbesitzer Graf Ledebur den Juden 
in K., Mileschau, Kostenblatt, Bukowitz jederzeit das 
Ansäissigkeitsrecht gewährte. Anders erging es dem Ju¬ 
den Leopold Salus, welcher von Kostenblatt im J. 
1850 nach Poratsch übersiedelte. Da kam der Bürger¬ 
meister von der nahen Ortschaft Schwaz, wohin Po¬ 
ratsch als Gemeinde gehörte, und verweigerte demsel¬ 
ben das Wohnen in dieser Ortschaft. Laut Gemeinde¬ 
beschluß der Gemeinde Schwaz, welche zur erzbischöf¬ 
lichen Herrschaft in Prag gehörte, durfte kein Jude 
dortselbst wohnen. Leopold Salus ging nach Teplitz 
zur Bezirkshauptmannsehaft, der Bezirkshauptmann 
hieß F rank, welcher die Entscheidung traf, daß sich 
der Jude Salus ein Wohlverhaltungszeugnis besorge 
und dieses dem Gemeindeamt in Schwaz übergebe, was 
Salus auch tat und dortselbst sich ansiedelte. Die Fa¬ 
milie wohnte dort an 30 Jahre. 
Die Juden der J. G. Kremusch betrieben zum 
Großteil Handel und waren mit der nahen Stadt Tep¬ 
litz in regem Geschäftsverkehr. 
Die Familienverhältnisse zwangen die Juden in die 
Stadt zu übersiedeln, manche siedelten sich in dem 
durch den Braunkohlenbergbau aufblühenden Markt¬ 
flecken Hostomitz an. 
Erst im J. 1888 übersiedelte der letzte Rest der 
Juden nach Teplitz und die J. G. Kremusch löste sich auf. 
Die Bänke und Torarollen, sowie das andere Inven¬ 
tar des Bethauses, wurde der K. G. in B. übergeben. 
Die Juden aus diesen Ortschaften sind der K. G. B. 
angegliedert. 
In B. bestand um das J. 1868 in der Reußgasse ein 
Betlokal und Zimmer, welches als Lehrstube benützt 
wurde. Wie Gewährsmänner berichten, war um diese 
Zeit bei der J. G. als Lehrer dieser Schule Herr 
A 11 i n a angestellt. Seit wann und wie lange diese 
Schule bestand, konnte nicht ermittelt werden. 
Die Statuten der K. G. in B. wurden im J. 1872 von 
der damaligen K. k. Bezirkshauptmannschaft in Te¬ 
plitz bestätigt, um welche Zeit bereits folgende Juden 
sich in B. angesiedelt hatten. 
Seit dem J. 1869: Herr Jakob Lederer, Moritz Böhm, 
Emanuel Fischer, Moritz Böhm, Leopold Mendel, Sa¬ 
lomon Seidler, Ignaz Gellner; seit dem J. 1871: Herr 
Ignatz Abeles, Philip Eckstein, Leopold Kuh, Ignatz 
Fantel, Josef Kohn, Julius Lilling, Adolf Löwy, Adolf 
Klein, M. Oplatka, Ignatz Röhr, Jakob Glaser, Samuel 
Mühlstein, Heinrich Klein. 
Die Juden in B. waren bis zum J. 1872 dem KRb. 
David Pick in Teplitz untergestellt, und gehörten 
zur K. G. und zur Synagoge Teplitz an; Vorsteher der 
dortigen K. G. war Herr Karl Kohn. 
Die Biliner Juden hatten ihr Betlokal in der Reu߬ 
gasse, derzeit gehörig Herrn Dr. Vogel, weiters in 
der Motalstraße; jetziger Eigentümer Herr Sklenicka, 
dann vorübergehend in der Teplitzerstraße bei Herrn 
Fantel, später unweit der Mendel-Mühle. Die Beerdi¬ 
gung der Biliner Juden erfolgte bis zum J. 1892 auf 
den Gottesacker nach Teplitz. 
Auf Grund des Gesetzes vom J. 1890, RGBl. Nr. 57, 
wurde der Wirkungskreis der K. G. auf den ganzen 
Gerichtsbezirk B, erstreckt. 
Als erster K. V. dieser neuen Gemeinde wurde der 
bisherige Vorsteher Herr Ignatz Röhr gewählt. Der 
rührige Vorstand ging sofort daran, ein eigenes Bet¬ 
haus zu erwerben und im J. 1895 wurde das Haus 
Nr. 116 in der Teplitzerstraße vom Herrn Leutner 
angekauft und dortselbst das Gotteshaus errichtet. 
Der jüdische Friedhof wurde im J. 1891 neben den 
kath. Friedhof angelegt. Der Aufwand für den Fried¬ 
hof betrug 2610 fl. Der Friedhof wurde am 5. April 
1892 durch den Herrn Rb. Dr. K u r r e i n aus Teplitz 
eingeweiht. 
Als K. V. wirkten in der Gemeinde vom 1 1872 bis 
1900 Herr Ignatz Röhr, 1900—1905 Herr Max 
Mendel, 1906—1911 Herr JUDr. Wilhelm Kraus, 
1912—1923 Herr Josef L e d e r e r und seit dieser 
Zeit Herr Fabr. Artur Klein. 
Als Rb. und Rgl. waren, soweit feststellbar, in deV 
Gemeinde tätig: 
Jakob Glaser kam als einer der ersten Juden 
nach B. und war der erste Rgl., Kt. und Schochet 
der J. G. Derselbe stammte aus Tscheraditz bei Saaz. 
Herr Glaser, der ein besonders guter Chasan war, ver¬ 
stand es, den Gottesdienst besonders würdevoll zu ge¬ 
stalten und war auch im Besitze einer Rabbinats- 
autorisation der KRb. Dr. Sachs und David Pick aus 
Teplitz. J. Schulhof, Lehrer und Kt. von 1881, 
Jakob Steiner, Rb. und Lehrer von 1885, Moritz 
Z r z a V y, Rb. 1889—1892, Gabriel Gottlieb, Rb. 
1893—1894, Heinrich Brock, Rb. 1895—1906, Ignatz 
Löwy, Rb. 1907—1911, Dr. Arpad Hirschber¬ 
ge r, wirkte als Rb. im J. 1912, kam dann nach 
Postelberg, von wo er das Rabbinat in B. bis zum 
J. 1914 aus verwaltete, Dr. Sonnenschein, Rb. 
1914. 
Bilin 3 
30
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.